In diesem Blog geht es ausschließlich um Literatur oder, einfacher gesagt, um Bücher. Ihr findet hier Buchempfehlungen, meine Rezensionen zu Büchern und e-Books, die ich gelesen habe, und Hinweise auf Downloads von e-Books. Da ein Blog durch Kommentare am Leben gehalten wird, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr diese Funktion fleißig nutzt.

Freitag, 23. Dezember 2016

"Wunder der Weihnacht" von Elisabeth Mittelstädt (Hrsg.)

Weihnachten ist mehr ...

... als Geschenke kaufen, Glühwein trinken, Plätzchenbackorgien und weihnachtlich ein durchgestyltes Zuhause. Das Buch "Wunder der Weihnacht" vereint wahre Geschichten einer Vielzahl christlicher Autoren. In fünf Kapiteln, geordnet nach Themen wie "Weihnachtswunder", "Schutzengel unterwegs" oder "Königliche Geschenke" erfahren wir, was andere Menschen um Weihnachten herum erlebt haben. Die Geschichten lassen uns zur Besinnung kommen, denn jede zeigt auf ihre Weise, worum es Weihnachten wirklich geht: Christi Geburt und Gottes Liebe zu den Menschen, die wir mit unseren Mitmenschen teilen dürfen. 

Viele der Geschichten erfüllten mich mit Dankbarkeit, weil sie mir auch bewusst werden ließen, wie gut es mir / uns doch geht. Wir sind nicht auf der Flucht, haben ein schönes Haus, liebe Menschen um uns herum. genug zu Essen ... Wenn die einzige "Sorge" ist, was ich Tante Erna zu Weihnachten schenken soll, und ob der Weihnachtsbraten gelingt, dann haben wir wirklich keinen Grund zum Klagen. Aber die Geschichten zeigen noch mehr. Selbst nach dem Verlust eines geliebten Menschen oder in anderen schwierigen, traurigen Lebenssituationen ist Weihnachten eine Zeit, die Hoffnung gibt. Und Teilen macht glücklich.

Das Buch trägt den Untertitel "Wahre Geschichten" und dadurch hat es meine Erwartungen nur teilweise erfüllt. Etwa ein Viertel oder mehr der vermeintlichen Geschichten sind fromme Gedanken, teils mit zahlreichen Verweisen auf Bibelstellen. Wer dies mag und sucht, wird daran seine Freude haben. Mir haben diese Seiten nicht so gefallen, darum ein Stern Abzug. 

Insgesamt ist "Wunder der Weihnacht" ein Buch, das sehr gut geeignet ist, echte Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Die Geschichten sind kurz bist ganz kurz (ca. 40 auf knapp 200 Seiten) und lassen sich gut in ein paar ruhigen Minuten lesen oder vorlesen. 


Fazit: Lesetipp für die Vorweihnachtszeit. 4****

"Wunder der Weihnacht" ist als Hardcover im Lydia Verlag (Gerti Medien) erschienen, hat 208 Seiten und kostet 12,99 Euro. Eine E-Book-Ausgasbe gibt es bisher nicht. 



Donnerstag, 22. Dezember 2016

"Dornröschen hatte es leichter" von Vanessa Mansini

Hermine ist 17, verliebt, steht kurz vor dem Abitur und malt sich ihr Leben mit Jan in wundervollen Farben aus. Gefühlt ein paar Tag später wacht sie im Krankenhaus auf, denn sie hatte einen Unfall mit ihrer Vespa. Was Hermine erst nach und nach bewusst wird: Es sind nicht nur einige Tage vergangen, sondern sie lag 20 Jahre im Koma! Nun erwacht sie als 37-jährige Frau, die von Internet und Smartphones keine Ahnung hat, ihre große Liebe ist mit ihrer ehemals besten Freundin verheiratet und ihre Mutter sieht aus wie ihre Oma. Ein sehr interessanter Ansatz, unsere heutige Welt mit den Augen einer 17-jährigen aus dem Jahr 1996 zu betrachten, denn innerlich ist Hermine noch der Teenager von damals mit all den Wünschen und Hoffnungen.

Aber genau an dieser Stelle wurde das Buch für mich ein bisschen unglaubwürdig. Hermine reagiert einfach viel zu cool. Zu Anfang will sie zwar nicht wahrhaben, was passiert ist, aber dann versucht sie ganz fix, das Beste daraus zu machen. Ernsthaft? Welches Mädchen von 17 würde mal eben mit den Schultern zucken 'Okay, bin ich halt 37 und muss sehen. wie ich klarkomm'? Für 17-jährige ist 37 uralt. Erst recht für weibliche 17-jährige. Jeder Blick in den Spiegel müsste Schreiattacken auslösen. Für Hermine gibt es nur zwei Ziele: 1. Weg von ihren Eltern, die sich 17 plus 20 Jahre lang um sie gekümmert haben und 2. Ein Mann zum Heiraten und Kinderkriegen muss her, da Jan diese Pläne ja bereits mit einer anderen verwirklicht hat. Dabei stolpert Hermine mit ihrer Teenie-Naivität in viele große und kleine Fettnäpfchen, findet sich mit Hilfe ihrer neuen Freundin Lucy aber erstaunlich schnell in der für sie neuen Welt zurecht. Plötzlich erweist sich ihr wahres Alter von 37 sogar als Vorteil, denn so kommt sie in die angesagten Berliner Clubs rein. Schön wär's ...

Priorität hat für Hermine eindeutig die Suche nach einem Mann. Alle anderen Ziele, die sie als "eben noch" 17-Jährige hatte (Reisen, Studium, toller Job) stellt sie hintenan. Hier fragte ich mich ernsthaft, ob das so ist, weil ein Mann das Buch geschrieben hat. Die im Chick-lit üblichen Verwicklungen kamen mit einer überschaubaren Anzahl an Personen aus, das empfand ich als angenehm. In der zweiten Hälfte des Buches bewegte sich die Handlung dicht an der Grenze zum Klamauk. Es tauchen immer wieder neue Tatsachen und Zusammenhänge auf, von denen Hermine bisher keine Ahnung hatte, um die Geschichte letztendlich doch zu einem guten Ende zu bringen.


Fazit: Sehr interessante Grundidee, aus der man mehr hätte machen können. Unterhaltsame Lektüre, aber kein bleibender Eindruck. 3***
Das Taschenbuch hat 364 Seiten und kostet 9,90 Euro. Das E-Book ist für 3,99 Euro erhältlich.


Montag, 12. Dezember 2016

"Schmerzflimmern" von Marc Kemper

Gregor ist Rettungssanitäter mit einer besonderen Gabe: Sobald er einen Menschen berührt, bleibt scheinbar für alle anderen die Zeit stehen, nur Gregor findet sich in der Zukunft wieder. Und zwar exakt zum Zeitpunkt des Sterbens dieses Menschen. Das klingt abgefahren und ist in der Praxis auch so. Man stelle sich nur vor, beim Sex mit jemandem ständig diese Bilder vor Augen zu haben ...

Das Buch beginnt mit Gregors Versuch, beim Speed-Dating eine passende Partnerin zu finden. Da die Damen dort recht offensiv vorgehen, dürfen wir mit ihm gleich mehrfach Zeugen ungewöhnlicher Tode werden. Viel schwarzer Humor und doch ist in diesem Buch noch mehr. Marc Kemper vermittelt eine leicht sarkastische Sicht auf das Sterben, das für jeden von uns unausweichlich ist. Richtig emotional wird es, als wir Gregor nahestehende Personen kennenlernen. Und all die Gedanken des Helden sind einfach herrlich, mitten aus dem Leben gegriffen, wunderbar formuliert und philosophisch angehaucht. Das Buch liest sich trotzdem oder genau deshalb mit einer verblüffenden Leichtigkeit. Gregor denkt, was irgendwo in unseren Köpfen auch umher spukt. Er tritt selbstsicher auf, hat immer einen coolen Spruch auf den Lippen und ist doch tief im Inneren voller Selbstzweifel. 

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Grundidee ist für mich wirklich neu und klasse beschrieben. Zwischen den Zeilen verbergen sich unzählige kleine Schätze: Zitate aus der Film- und Musikwelt, Gregors Sprüche und Gedanken, die ich mir teilweise wegen ihrer Treffsicherheit markiert habe, eine kunstvolle Verknüpfung von Personen und Handlungssträngen zu EINER Handlung und nicht zuletzt ein Ende, das glücklich macht, ohne kitschig zu wirken. 
Bei Marc Kempers Toden ist es wie im Leben: Nicht immer geht es gerecht zu, aber manchmal passiert den richtigen Leuten genau das, was sie verdient haben. Und für die Meisten von uns scheint es immer noch eine Chance zu geben, selbst aktiv zu werden, und alles zum Guten zu wenden. So kann ein schwarzhumoriges Buch mit vielen Toden sehr wohl Lust auf das Leben machen. 


Fazit: Genial! Absolute Leseempfehlung. 5*****

Das Taschenbuch hat 176 Seiten und kostet 9,99 Euro. Das E-Book ist für 6,99 Euro erhältlich. 

Dienstag, 6. Dezember 2016

"Hasen feiern kein Weihnachten" von Anne Blum

Weihnachten mit Christbaum, Kitsch und Bratapfel? Oder lieber unter asiatischer Sonne mit Cocktail am Pool? Tessa und Ole würden diese Frage völlig gegensätzlich beantworten. Trotzdem stünde auch dieses Jahr wieder die gemeinsame Flucht nach Ko Samui an. Hätte nicht drei Tage vor Weihnachten Tessa Ole beim Fremdgehen ertappt. So schießt sie den Untreuen zumindest vorläufig in den Wind und reist allein nach Kappeln zu ihren Eltern, Geschwistern, Bratäpfeln, Lametta und Weihnachtslieder singenden Gartenzwergen. 

Auf den ersten Blick ist "Hasen feiern kein Weihnachten" ein lustiges Buch um eine etwas spießige Familie, die sämtliche Weihnachtsbräuche auf die Spitze treibt und voll auslebt. Dann kommen die kleinen Aha-Momente, etwa als Tessa den Flur im Haus ihrer Eltern betritt und Spießigkeit auch jahrelange Vertrautheit und Geborgenheit bedeutet. Die Geschichte lebt von ihren liebenswert chaotischen Figuren, die unter der manchmal unfreiwillig komischen Hülle ihre Verletzlichkeit verbergen. In wenigen Szenen dürfen sie diese zeigen und werden dadurch noch lebensechter und liebenswerter. Natürlich wirkt manches satirisch überspitzt, aber wer sich beispielsweise über die fast schon aggressive Hartnäckigkeit wundert, mit der Tessa wiederholt nach Ehemann und Kinderzahl gefragt wird, ist wohl nicht auf dem Dorf oder in der Kleinstadt groß geworden. 

Das Buch zaubert ganz viel weihnachtliche Atmosphäre herbei und eignet sich perfekt als gefühl- und humorvolle Einstimmung auf die Feiertage. Natürlich werden Klischees bedient. Ohne scheint es im Genre nicht zu gehen. Das Ende war für mich bereits im ersten Drittel des Buches vorhersehbar und musste in der Kürze der Zeit von Tessas Weihnachsturlaub herbeigeführt werden. Trotzdem hat die Autorin ein paar Wendungen und Überraschungen eingebaut, sowohl, was die Handlung angeht, als auch die Schubladen, in die der Leser die Figuren gesteckt haben mag. Vielleicht spüren ja sogar bekennende Weihnachtshasser bei der Lektüre eine Art Wehmut und Sehnsucht nach der Zeit, als Weihnachten noch voller Geheimnisse war. Dann lasst Euch doch einfach verzaubern, denn dieses Buch wärmt nicht nur das Herz, sondern auch die Erinnerung an das  Weihnachten der Kinderzeit. 

Warum feiern Hasen denn nun kein Weihnachten? Diese Frage wird im Buch beantwortet ...

Fazit: Als »Bratapfel für die Seele« sehr zu empfehlen. 4****

Das Taschenbuch hat 240 Seiten, ist im Berlin Verlag Taschenbuch erschienen und kostet 9 Euro. Das E-Book ist für 7,99 Euro erhältlich. 




Freitag, 2. Dezember 2016

"Friesenherzen und Winterzauber" von Tanja Janz

Dieser Roman weckte mein Interesse durch das wirklich bezaubernde Cover. Eine Liebesgeschichte in winterlicher Gemütlichkeit an der Nordsee, das schien genau der Lesestoff für kuschelige Abende auf der Couch zu sein. 

Ellen, die Heldin der Geschichte, ist eine erfolgreiche Krimiautorin, die vom Verlag gebeten wird, einen Liebesroman zu schreiben. Zur Inspiration und auch, um sich über ihre Beziehung zu Laurits klar zu werden, fährt sie nach St. Peter-Ording, wo ihre Mutter und deren beste Freundin kuren. In der Teeladenbesitzerin Martina findet Ellen sofort eine neue Freundin, einem verwitterten alten Briefkasten am Leuchtturm vertraut sie als "Silbermöwe" ihre aufgeschriebenen Gedanken an und erhält tatsächlich Antwort vom geheimnisvollen "Leuchtturmwärter". Das alles klingt sehr romantisch und trotzdem konnte mich die Geschichte nicht packen. 

Zunächst einmal ist da Ellen, mit der ich nicht warm wurde. Die Mittdreißigerin erinnerte mich in ihren Gedankengängen, die sie ständig wiederholen durfte, eher an einen unreifen Teenager. Kaum sieht ein Mann halbwegs gut aus, spielt sie im Geiste durch, ob er als potentieller Partner in Frage kommt und überlegt, wie sie am besten an ihn herankommt. Dabei ist ihre Beziehung zu Laurits noch gar nicht beendet, sie selbst hat sich nur eine Auszeit genommen, nachdem sie Laurits ziemlich überfallen hatte und er nicht gleich Hurra schrie. So passen für mich Ellens Gedanken und ihre Zeilen, die sie dem Leuchtturmwärter schreibt, überhaupt nicht zusammen. 

Dass die Geschichte in der Adventszeit spielt, erfahren wir erst nach etlichen Seiten und eher nebenbei. Viel verschenkte Atmosphäre, finde ich. Das vom Cover des Buches verheißene kuschelige Wohlgefühl konnte ich beim Lesen nicht finden. Das Happy End kam viel zu konstruiert und unlogisch daher. Es wiederholten sich nicht nur ständig Ellens Gedanken, auch die Wortwahl ist recht einfach und voller Wiederholungen. Wenn bei dem nächtlichen Unfall das Wort "Schneewehe" noch einmal mehr aufgetaucht wäre, hätte ich wahrscheinlich laut geschrien. Fehlende Logik fiel mir mehrfach auf: Wer jedes Jahr nach St. Peter kommt, weiß nicht, wo man hier gut frühstücken kann? Wie können Kunden "jedes Jahr" zur  Weihnachtszeit die gleichen Fragen stellen und die Besitzerin daraus "irgendwann" Schlussfolgerungen ziehen, wenn es den Laden erst seit eineinhalb Jahren gibt? Und ein ansonsten ungenutzter Raum oben im alten Leuchtturm müsste bei einem Schneesturm doch Minusgrade haben, oder? usw.

Es gab auch Stellen, die mir sehr gut gefallen haben, wo das mögliche, aber verschenkte, Potential dieses Buches sichtbar wurde. So zum Beispiel bei der ersten Beschreibung des Teeladens, oder als der Buchhändler begeistert von seiner Arbeit spricht und auch das Labskausessen. 

Fazit: Das Buch hält leider nicht, was das Cover verspricht. 3***

Das Taschenbuch aus dem MIRA-Taschenbuch-Verlag hat 304 Seiten und kostet 9,99 Euro. Das E-Book ist zum selben Preis erhältlich.