In diesem Blog geht es ausschließlich um Literatur oder, einfacher gesagt, um Bücher. Ihr findet hier Buchempfehlungen, meine Rezensionen zu Büchern und e-Books, die ich gelesen habe, und Hinweise auf Downloads von e-Books. Da ein Blog durch Kommentare am Leben gehalten wird, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr diese Funktion fleißig nutzt.

Donnerstag, 12. April 2018

"Unterwegs mit Bodie" von Belinda Jones

Belinda glaubt, in Nathan die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Doch der Marineoffizier verlässt sie, weil er ihr eine mehrmonatige Trennung durch seinen Dienst nicht zumuten will. Für Belinda scheint das Leben sinnlos, sie ist sozusagen am Ende. Genau wie Bodie, der schon so lange im Tierheim lebt, dass demnächst die Todesspritze auf ihn wartet. Eine glückliche Fügung führt die Beiden zusammen und schenkt ihnen neuen Lebensmut. Schon nach kurzer Zeit beschließt Belinda, mit Bodie über 3000 Kilometer die amerikanische Westküste hinaufzureisen, von Los Angeles bis Portland. 

Ich fand Belindas Schilderung der ersten Erlebnisse mit Bodie amüsant und fühlte mich an meine erste Zeit als Hundebesitzerin erinnert. Wie sich plötzlich alles um den Hund dreht, Kleidung nach Zweckmäßigkeit gewählt und gute Vorsätze, was der Hund darf und was nicht, gefasst und wieder über den Haufen geworfen werden.

Der größte Teil des Buches schildert die Reise der Beiden. Einerseits fand ich diese ausführlichen Reiseberichte faszinierend. Welche Cottages, Restaurants, Läden usw. Belinda und Bodie besuchen und wo sie sich besonders willkommen fühlen. Andererseits gefiel mir auch die Entwicklung der Beziehung zwischen der Autorin und ihrem Hund. Die Schrecksekunden an der stark befahrenen Straße oder auch das Glücksgefühl, den eigenen Hund glücklich und entspannt zu sehen. Rührend fand ich auch Bodies erste Begegnung mit dem Meer. So ähnliche unvergessliche Erlebnisse gibt es im Leben jedes Hundebesitzers. Ich war beeindruckt von der Freundlichkeit, der Belinda begegnee, sowohl Hundebesitzern und als auch ihren vierbeinigen Begleitern gegenüber. Schade, dass mein Hund und ich Belindas so ausführlich beschriebener Route nicht folgen können, auch wenn das Buch direkt dazu einlädt. 

Belinda gewinnt neues Selbstvertrauen, fühlt sich nicht mehr als die von Nathan Verlassene, sondern als die von Bodie Auserwählte. Kleine Selbstzweifel zwischendurch machen die Geschichte um so authentischer. Manchmal kamen mir Belindas Gedanken etwas zu euphorisch-philosophisch vor, was aber durch Situation, in der sie sich befand erklärbar ist. Sie war am Ende und staunt selbst, wie viel Glück wieder in ihr Leben kommt. Durch einen Hund. 

Der in meinen Augen einzige Kritikpunkt ist die Qualität der Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche. Wortwiederholungen innerhalb eines Satzes, die man elegant hätte vermeiden können, und aus dem Englischen übernommener Satzbau störten wiederholt meinen Lesefluss. Wenn ein Satz so verquer formuliert ist, dass ich ihn mehrfach lesen muss, um die Wörter neu zu sortieren und den Inhalt zu verstehen, hat der Übersetzer seine Arbeit nicht gut gemacht. Dafür einen Stern Abzug.

Fazit: Ein lesenswertes Buch für alle Hundefans. 4****

Die gebundene Ausgabe ist im Benevento Verlag erschienen, hat 312 Seiten und kostet 16 Euro. Das E-Book ist für 12,99 Euro erhältlich. 



Mittwoch, 4. April 2018

"Im Bann des Ozeans" von Robert Hofrichter

Dr. Robert Hofrichter überzeugte mich bereits mit „Das geheimnisvolle Leben der Pilze“ davon, dass Sachbücher ebenso spannend zu lesen sein können wie Krimis. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an „Im Bann des Ozeans“. Das Buch beginnt mit einer kurzen, etwas 30-seitigen Einführung, was der Autor alles unter dem Thema Ozean versteht. Von der Entstehung der Erde über die Entwicklung des Lebens bis hin zur Klimaveränderung durch den Treibhauseffekt. Im Folgenden wird jedem dieser Puzzleteilchen, die das Gesamtbild Ozean ausmachen, ein eigenes Kapitel gewidmet. Zum Glück auf die gewohnt begeisterte und begeisternde, gar nicht trockene, sondern unheimlich faszinierende, Hofrichter-Art.

Allgemeinverständlich erklärt der Autor, warum die Ozeane Berge und Dellen mit einem Höhenunterschied von bis zu 200 Metern haben oder warum es bis vor wenigen Jahren verschiedene „Normalnull“ gab. Wir erfahren nicht nur, dass riesige Monsterwellen kein Seemannsgarn sind, sondern auch, soweit bekannt, wie sie entstehen. Und warum das Meer meist blau ist, es aber kein blaues Meer gibt. Nach dieser eher geologischen Einführung wird’s endlich lebendig im Ozean. Wo alles Leben seinen Ursprung hat. Wissenschaftlich gesehen sind wir Menschen sogar mit den Meeresschwämmen vor der australischen Küste verwandt, da wir zu 70 % das gleiche Erbgut haben. 

Vom Urknall bis zur Gegenwart auf rund 150 Seiten geht die Reise. Wir erfahren, dass die Evolution wie ein Sturm über das Urmeer fegte und dass Bewegung die Grundlage alles (Über-)Lebens ist. Im Meer gibt es weit mehr sexuelle, oftmals kuriose Spielarten, als wir Menschen uns vorstellen können. Ebenso verblüffende Freundschaften und Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichsten Meereslebewesen, wie z.B. Putzerfisch und Zackenbarsch, Clownfische (Nemos) und Seeanemonen oder Grundel (ein Fisch) und Krebs. Nicht der weiße Hai ist die größte Bedrohung für Schwimmer und Taucher. Und menschenverschlingende Seeungeheuer sind größtenteils Legenden mit realen, oft harmlosen Vorbildern. Hofrichter räumt mit einem weit verbreiteten Irrtum auf: Dass Delfine immer gut und Haie immer böse sind. Wir erfahren, dass es selbst in unvorstellbarer Meerestiefe Leben gibt, obwohl dort ewige Dunkelheit herrscht. Was tun, damit sich Männchen und Weibchen in diesem unwirtlichen Lebensraum nicht verlieren? Die Natur hat eine witzige Lösung gefunden.

Doch irgendwann ist auch bei Hofrichter der Spaß vorbei. Nämlich dann, wenn es darum geht, wie wir Menschen systematisch den Lebensraum Ozean zerstören. Ein Satz hat sich bei mir eingeprägt: „Dem Meer sind wir völlig egal, doch das Meer kann uns nicht egal sein.“ Egal, wie weit wir die Zerstörung unseres Lebensraums vorantreiben, der Ozean wird sich davon wieder erholen, den Schaden und den Schädiger überleben. Der Autor warnt jedoch nicht nur, er bringt auch positive, Hoffnung machende Beispiele, wie Menschen mit Vernunft und Einsicht die selbst verursachten Probleme wieder beseitigen. Es ist noch nicht zu spät, um umzudenken und umzukehren und uns und dem Meer eine neue Chance zu geben. 

Das Buch besticht durch seine Sprache, die wenigen, in der Mitte des Buches enthaltenen Farbfotos sind eher zusätzliche Dreingabe als wesentlicher Bestandteil der spannenden Erzählung. Stattdessen empfiehlt der Autor, die entsprechenden Bilder zu googeln, was einerseits ungewöhnlich klingt, andererseits aber zu weiteren Erkenntnissen führt, weil der interessierte Leser so auf Details stößt, die den Rahmen eines Buches sprengen würden. 

Fazit: 5***** und Lesempfehlung für alle, die das Meer lieben und mehr darüber wissen möchten.

Das Hardcover mit Schutzumschlag ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen, hat 240 Seiten und kostet 20 Euro. Das E-Book ist für 15,99 Euro erhältlich.




Dienstag, 3. April 2018

"Siebzehn" von Lyl Boyd

Sechs Kurzgeschichten von Lyl Boyd, bisher nur einzeln erschienen, nun zusammengefasst in dem Büchlein »Siebzehn«. Warum dieser Titel gewählt wurde? Weil die Geschichten im Jahr 2017 entstanden. Das kleine Büchlein verspricht Lesevergnügen für jeden Kurzgeschichtenliebhaber. 

»Justitia« Richter Montgomery hat scheinbar nur zwei Möglichkeiten, ein Urteil über einen mehrer brutaler Morde Angeklagten zu fällen: Schuldig oder nicht schuldig. Oder findet er eine dritte Möglichkeit? - Gut gemacht und irgendwie ein bisschen an die alten englischen Short Storys erinnernd, vor allem in Sprache und Wortwahl. 

»Entenfüttern« Nette Alltagsstudie, die uns allen einen Spiegel vorhält, wohin die Liebe zur virtuellen Realität führen kann. 

»Geliebter Garten« Leicht erotische Züge geben dieser Geschichte einen besonderen Reiz. Die »Auflösung« scheint nicht ganz in unsere heutige Zeit zu passen, ist aber trotzdem ein gern akzeptiertes Happy End für alle Beteiligten. 

»Kriegsveteran« Hier gefiel mir vor allem der Urgroßvater, der keine Angst vor moderner Technik hat. Gedankliche Parallelen und Unterschiede zu »Entenfüttern« zeigen sich. Wobei mir der zum zweiten Mal erhobene Zeigefinger zum selben Thema ein bisschen zuviel des Guten war. Mal ehrlich - wenn jemand beim ersten Date nicht freiwillig das Handy beiseitelegt, wird eh nix draus. ;-) 

»Ein Zeitproblem« - interessant vor allem die gewandelte Bedeutung der einen Sekunde vom Aufhänger der Geschichte bis zum letzten Satz. Lebensentscheidend waren sie beide. 

»Jazz trifft Beat« Dass Musik im Umgang mit Demenz hilfreich sein kann, hatte ich schon früher gelesen. Hier wurde diese Erkenntnis auf rührende Weise umgesetzt. Gut fand ich die Verknüpfung des geistigen Verfalls des Vaters mit dem Untergang des Hüttenwerks. Traurig und nicht aufzuhalten, beides. 

Fazit: Eine nette kleine Kurzgeschichtensammlung. Mit jeder einzelnen Geschichte erreicht Lyl Boyd das, was eine gute Kurzgeschichte ausmacht: Erstens den Leser zu unterhalten und zweitens ihn am Ende nachdenklich zurückzulassen. 5*****


Das Taschenbuch ist bei Book on Demand erschienen, hat 112 Seiten und kostet 8,99 Euro. Als E-Book ist "Siebzehn" (noch) nicht erhältlich.



"Kalter Sand" von Anja Behn

„Kalter Sand“ ist nach „Stumme Wasser“ und „Küstenbrut“ bereits der dritte Krimi um den Kunsthistoriker Richard Gruben, und wieder lässt Anja Behn uns mit Richard an die Ostsee reisen. Ich liebe diese Kombination von vertrauter Küstenatmosphäre und spannendem Krimi, der zum Miträtseln einlädt. Bereits der Prolog wirft Fragen auf - wer wurde vor 6 Jahren von wem ermordet und warum? Bevor wir die Antwort erfahren, begleiten wir Richard im rauen November auf den Darß, wo er zur Vernissage seines alten Freundes und Fotografen Philipp eingeladen ist. Schon bald erfährt Richard von dem alten, ungeklärten Mordfall, und dass Philipp damals der Hauptverdächtige war. Warum hat sein Freund ihm nie davon erzählt, rätselt Richard und forscht auf eigene Faust nach, was damals geschah. Doch der Kunsthistoriker ist nicht der einzige Gast im kleinen Küstenort, der Interesse an dem alten Mordfall zeigt, während die meisten Einheimischen die Sache am liebsten für immer vergessen würden. 

Geschickt wechselt die Autorin die Perspektiven und lässt uns so nach und nach, wie Puzzleteile, kleine Antworten finden, die noch nicht so richtig zusammenpassen wollen. Eben im Kopf des Lesers aufblitzende Theorien müssen bald wieder verworfen werden, weil ein weiteres Detail gar nicht dazu passt. All das passiert vor dem Hintergrund des stürmischen Novembers, wo der Wind an den Fensterläden rüttelt, die feuchte Luft nach Meer schmeckt und die Wellen rauschend an den Strand rollen. 

Ich mag die Charaktere, die Anja Behn beschreibt. Diese Menschen haben ihre Ecken und Kanten, ihre hellen und dunklen Seiten. Nicht jeder, der die Wahrheit verschweigt, verbirgt etwas Böses. Und immer sind starke Frauen dabei, auch wenn sie ihre Stärke manchmal geschickt verbergen. 

Für mich war die Lektüre dieses Buches spannende Unterhaltung und Reise in die alte Heimat zugleich. Herzlichen Dank an die Autorin für dieses erneute Lesevergnügen. Ich freue mich jetzt schon auf Richard Grubens nächste Fahrt an die Ostsee. 


Fazit: Leseempfehlung für alle, die Krimis und das Meer lieben. 5*****

Das Taschenbuch ist im Emons Verlag erschienen, hat 240 Seiten und kostet 10,90 Euro. Das E-Book ist für 8,49 Euro erhältlich.