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Dienstag, 23. Februar 2016

"Macht" von Karen Duve

"Zuviel des Guten kann wundervoll sein." Dieses Mae West zugeschriebene Zitat liebe ich, doch trifft es auf dieses als Roman titulierte Buch leider nicht zu. Karen Duve will meiner Meinung nach zu viel und das geht gründlich schief. Der Blick in die Zukunft des Jahres 2031 scheint anfangs noch interessant. Da gibt es eine Pille, die 70-Jährige aussehen lässt wie 30- oder 40-Jährige - abhängig von der Dosis, und dem Krebsrisiko, das sie auf sich nehmen. Wir lesen über witzige Weiterentwicklungen heutiger Elektronik, Hologramme als sprechendes und agierendes Kinderspielzeug, aber auch Killerraps, Algenteppiche, Tornados über Hamburg und einen drohenden Weltuntergang in spätestens 5 Jahren, der sich nicht mehr aufhalten lässt. Der Mensch hat die Erde kaputt gemacht. Warum es bei diesem Horrorszenario noch eines Mannes bedarf, der seine Exfrau entführt hat und seit über zwei Jahren im Keller gefangen hält, erschließt sich mir nicht ganz. Ebenso die agitatorisch wirkende ständige Wiederholung der unterschiedlichen Standpunkte zu Themen wie Klimawandel, Fleischessen, Verhältnis von Männern und Frauen in der Gesellschaft und in Machtpositionen. 

Sebastian erzählt die Story aus seiner Sicht und lässt uns an seinen etwas wirren, da sich immer wieder ändernden Gedanken teilhaben. Irgendwann ging mir dieses Geschwafel über Macht und Beherrschung des anderen Geschlechts nur noch auf die Nerven, fand ich die mit "erhobenem Zeigefinger " vorgetragenen Argumente der Guten (zu denen auch Sebastian sich zeitweise zählt) ermüdend und wollte das Buch nur noch zu Ende lesen. Gestört hat mich auch, dass Sebastians Ansichten so authentisch wirken, dass man glauben könnte, sie gäben die Meinung des Autors wieder - wenn man nicht wüsste, dass das Buch von Karen Duve ist und sie genau diese Ansichten anprangert. Was eben nicht wirklich gelingt. Es kommen beide Seiten, Männer wie Frauen, schlecht weg. Die regierenden Frauen werden z.B. am Ende des Buches als gefühlsduseliger Hühnerhaufen dargestellt. Also was nun, Frau Duve? Frauen an die Macht oder doch lieber zum Spitzbubenbacken an den Herd? Und bei der Nutzung von Ephebo scheinen sich beide Geschlechter einig zu sein. Lieber in wenigen Jahren an Krebs sterben, als mit Würde zu altern. Die wenigen Echt-Alten sind Ausnahmen und werden als "eklig" bezeichnet bzw. als zu arm, um sich die Wunderpille leisten zu können. 

Das Buch hat viele gute Ansätze. Zum Beispiel gefallen mir die Überlegungen zum Thema Macht an der Stelle, wo es um die großen Konzerne geht, die den Menschen des Jahres 2031 den Schlamassel eingebrockt haben. Doch dann verliert sich die Story wieder in Sebastians Keller und der Rangelei um die Macht zwischen Mann und Frau bzw. zwischen ihm und Christine. 

Die Bedeutung des Cover erschließt sich erst beim Lesen des Buches. Dann passt es. Trotzdem halte ich diese Herangehensweise für falsch. Ein Cover soll Neugierde wecken und das tut es nicht.

Es ist für mich das erste Buch von Karen Duve, das ich gelesen habe. Im Bücherregal wartet noch "Anständig essen" - kein Roman, sondern die Beschreibung eines Selbstversuchs. Das werde ich demnächst gern lesen. "Macht" als Mix aus Roman und warnendem Sachbuch hat mich nicht überzeugt.

Fazit: Ich schwankte zwischen 2 und 3 Sternen. 3 wären des Guten zu viel. Also leider nur 2**.

Das Buch ist als Hardcover mit Schutzumschlag im Verlag Galiani Berlin erschienen, hat 416 Seiten und kostet 21,99 Euro. Das E-Book ist für 18,99 Euro erhältlich. 




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