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Mittwoch, 9. Dezember 2015

"Schreie im Nebel" (Ein Bodensee-Krimi) von Tina Schlegel

Diesen Bodenseekrimi wollte ich unbedingt lesen, da ich selbst sieben Jahre in der schönen Gegend gelebt habe, allerdings ohne kriminelle Ereignisse. 

Die erste Leiche wurde auf ungewöhnliche Weise in einer alten Fabrikhalle präsentiert. Kommissar Paul Sito, der Fallanalyst Roman Enzig, Polizeirat Kerler und seine schöne junge Tochter Miriam, die Zeichnungen der Leichen anfertigte, bevor diese gefunden werden ... sie alle sind sehr unterschiedliche, interessante Charaktere mit Stärken und Schwächen, die sehr menschlich wirken. Der Fall scheint verworren, es bleibt nicht bei einer Leiche, und der Verdacht "wandert" zwischen verschiedenen Figuren hin und her. Tina Schlegel gelingt es, Spannung aufzubauen und bis zum Schluss zu halten. Das Kopfkino, das beim Lesen entsteht, ist oft nicht schön, aber genau das ist gewollt und hat mit dem Mordmotiv zu tun. 

Das Cover stimmte herrlich auf den typischen Bodenseenebel ein, der im Herbst oft tagelang keinen Sonnenstrahl durchlässt und ganz schön deprimierend wirken kann. Viel mehr Bodenseeflair gab's dann aber leider nicht. Hier wurde meiner Meinung nach eine große Chance vertan, dem Leser die typische Seeatmosphäre zu vermitteln. Orte werden genannt, mehr nicht. Schade, von einem Regionalkrimi erwarte ich mehr. Dafür bekommt der Leser geschickt verpackt vermittelt, warum Fleisch essen, Pelz tragen usw. schlecht ist. Im Großen und Ganzen stimme ich Tina Schlegel zu, auch wenn ich kein Vegetarier bin. Letztendlich geht mir die Gleichstellung von Tier- und Menschenmord aber spätestens dann einen Schritt zz weit, wenn das Eine als Rechtfertigung für das Andere dient. Da hätte ich am Ende doch ein klar gesprochenes Urteil erwartet. 

Auch bleiben aus meiner Sicht zu viele Fragen offen. Es werden Andeutungen gemacht, die Vergangenheit der Hauptfiguren betreffend, aber nicht alles wird aufgelöst. Manches Motiv für bestimmte Handlungen und Gedanken scheint immer noch im Nebel zu liegen. Das schreit geradezu nach einer Fortsetzung mit hoffentlich weniger Nebel und mehr Bodenseeatmosphäre. 


Fazit: 4**** für eine ungewöhnliche, spannende Mordgeschichte mit interessanten Figuren und Gedanken. 

Das Taschenbuch ist im Emons-Verlag erschienen, hat 384 Seiten und kostet 11,90 Euro. Das E-Book ist für 9,49 Euro erhältlich.

Das Cover erinnert mich an das Cover der CD "No Line on the Horizon" von U2, was auch im Bodenseenebel aufgenommen wurde.

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