In diesem Blog geht es ausschließlich um Literatur oder, einfacher gesagt, um Bücher. Ihr findet hier Buchempfehlungen, meine Rezensionen zu Büchern und e-Books, die ich gelesen habe, und Hinweise auf Downloads von e-Books. Da ein Blog durch Kommentare am Leben gehalten wird, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr diese Funktion fleißig nutzt.

Mittwoch, 25. September 2013

"Der Rabbi und das Böse" von Katharina Höftmann

Auf einer Friedensdemo in Jaffa wird ein Rabbiner von einem Mann im Weihnachtsmannkostüm niedergestochen. Kommissar Assaf Rosenthal ermittelt und stellt fest, dass der Rabbi sowieso bald gestorben wäre – in seinem Körper befindet sich Arsen, er wurde über längere Zeit vergiftet. Im Laufe der Handlung stellt sich heraus, dass der ehrwürdige und geachtete Rabbi nicht nur in zwielichtige Immobiliengeschäfte verstrickt war. Und dann gibt es auch noch Raketenalarm in Jaffa …
Dieser Krimi ist der zweite Teil einer Reihe, in der Assaf Rosenthal ermittelt. Auch ohne den ersten Teil gelesen zu haben, findet man gut in die Geschichte hinein. Die Hauptfiguren (Assaf, Gili, Yossi, Zipi ...) werden mit ihren Stärken und Schwächen anschaulich beschrieben. Ich hatte mir von diesem Buch neben einer spannenden Krimihandlung vor allem einen Einblick in das Leben im heutigen Israel erwartet und wurde nicht enttäuscht. Dass es dort politisch und religiös SO bunt zu geht, war mir nicht bewusst. Araber, Juden Christen ... ja. Aber dass es innerhalb der Juden so viele verschiedene Strömungen und Ansichten mit teilweise extremen Regeln und Vorschriften gibt!
Das Buch liest sich gut und es macht hungrig. Es werden viele Mahlzeiten so beschrieben, dass man Appetit bekommt. (Rezepte im Anhang wären auch eine feine Idee!) Mir gefallen die immer wieder eingestreuten hebräischen Worte (und die Auflösung am Ende des Buches). Ebenfalls hilfreich wäre eine Landkarte von Israel, um eine Vorstellung zu bekommen, wo die beschriebenen Orte liegen. Es ist doch irgendwie eine andere Welt für mich. Um so faszinierender ist es, mit jeder Seite des Buches tiefer dort einzutauchen. Die Beschreibung der Raketenalarme war schon heftig. Obwohl die Gefahr nie ganz dicht herankam, war sie spürbar. Das ist etwas, was wir glücklicherweise nicht aus eigenem Erleben kennen.
Ich finde gut, dass die Autorin viele Probleme Israels aufgreift, ohne dabei Partei zu ergreifen. Sie lässt ihre Figuren die unterschiedlichen Meinungen vertreten und mehr oder weniger nachvollziehbar argumentieren. So kann der Leser sich selbst ein Bild machen. Ich wusste ja so Vieles nicht! Und damit meine ich nicht nur die großen politischne und religiösen Zusammenhänge, sondern auch ganz triviale Dinge - z.B., dass es „Sheitel-Läden“ gibt, die braune Bob-Perücken für die jüdischen Frauen verkaufen.
Insgesamt gesehen tritt die Krimihandlung stellenweise fast in den Hintergrund, besonders, als Assaf feststellt, dass er in die falsche Richtung ermittelt hat. Das störte mich aber nicht, da ich das Buch ja auch mit der Erwartung las, mehr über das Leben in Israel zu erfahren. Und da wurde ich von Katharina Höftmann, einer jungen deutschen Autorin, die in Tel Aviv lebt, nicht enttäuscht.

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum Erstausgabe :09.09.2013
  • Aktuelle Ausgabe : 09.09.2013
  • Verlag : Aufbau TB
  • ISBN: 9783746629636
  • Flexibler Einband: 304 Seiten
  • Sprache: Deutsch
Das Taschenbuch kostet 9,99 €, das E-Book 7,99

--> "Der Rabbi und das Böse"

Mittwoch, 18. September 2013

"Süßer Schmerz" von Diana Salow

Ein Krimi, der in Schwerin spielt, von einer befreundeten Autorin! Den musste und wollte ich natürlich lesen. Tatsächlich wird gleich zu Beginn im flachen Wasser an der Grotte im Schlosspark ein lebloser Mann gefunden. Beinahe zeitgleich wird eine Frau in die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses eingeliefert, die am Metzgerstand im Supermarkt ein Messer griff und versuchte, sich damit die Pulsadern aufzuschneiden.

Was zunächst wie ein typischer Krimi beginnt, entwickelt sich zu einer tragischen Geschichte, in der Menschen schuldig wurden. Die einen, weil sie Gewalt ausübten, die anderen weil sie sie ertrugen oder wegsahen. Wie es ist, in so einer "Familie" gefangen zu sein, kann wohl niemand nachvollziehen, der es nicht selbst erlebt hat. Darum mögen dem Leser die Reaktionen bzw. das Nicht-Reagieren unlogisch vorkommen. Die Betroffenen selbst litten jahrzehntelang.

Ungewöhnlich ist die Sprache der Autorin. Ich gebe zu, dass ich mich stellenweise schwer damit tat, dass die Ich-Erzählerin über Tatsachen berichtet, die sie gar nicht wissen konnte. z.B.: "Nach den Ermittlungen in meinem Haus hatte die Kollegin herausbekommen ..." Auch manche unglückliche Formulierung, zu viele gut gemeinte Adjektive oder Wortwiederholungen störten meinen Lesefluss. Es war mir noch zu wenig Schwerin in der Handlung, ich hätte mir mehr Beschreibungen der Schauplätze gewünscht. Unlogisch fand ich, dass zu Beginn niemand außer den Anglern an der Grotte war. Es war doch ein schöner, warmer Tag, da wimmelt es dort doch von Menschen, oder? Auch dass die eifrige junge Polizistin in Hamburg shoppen geht, anstatt ihrem Vorgesetzten wichtige Ermittlungsergebnisse weiterzugeben, ist nicht nachvollziehbar. Die Figuren sind stellenweise ein bisschen klischeehaft (z.B. Merle) Der Titel "Süßer Schmerz" passt meiner Meinung nach nicht zur Handlung, ich assoziiere damit Erotik. ;-)

Trotz der Kritik ein ungewöhnlicher, tiefgehender Krimi, der nicht nur nach der Schuld des Täters fragt, sondern nach all den Fehlern, Versäumnissen und Verbrechen in den Jahren zuvor, die einen Mord als einzig möglichen Ausweg erscheinen ließen.

Ich bin gespannt auf eine Fortsetzung und hoffe, dann mehr Schweriner Luft zwischen den Zeilen zu finden. 

Der Krimi ist als E-Book für 0,99 € z.B. bei amazon erhältlich.

--> "Süßer Schmerz" von Diana Salow 

Dienstag, 17. September 2013

"Vom Kämpfen und vom Schreiben" von Carla Berling


Dieses Buch müsste eigentlich am Anfang aller Rezensionen von mir stehen. Denn es fiel mir genau zur rechten Zeit in die Hände - als ich mich vor eineinhalb Jahren entschloss, nur noch zu schreiben - und ich habe es nicht mehr losgelassen. Frau Berling beschreibt sehr ehrlich, wie naiv sie (und wahrscheinlich viele andere auch) in die Schriftstellerei gestartet ist. Manchmal schreibt das Leben die besten Geschichten. Die Schreibmaschine mit dem kaputten "E" war jedoch nichts, was sie von ihrem Traum, Bücher zu schreiben und damit reich zu werden, abhalten konnte. Fleißig wie ein Bienchen schrieb sie für die Zeitung, um ihr Handwerk, das Schreiben, von Grund auf zu lernen. Schrieb außerdem Bücher, fuhr zu Buchmessen und hielt unzählige Lesungen vor unterschiedlichstem Publikum. Nur reich wurde sie dadurch nicht. Jedenfalls nicht materiell und nicht in einer Welt, in der die Meisten glauben, Bücher schreiben könne Jeder und deshalb solle der Autor zufrieden sein, wenn er gratis eine Lesung halten dürfte. Dafür wäre er ja nun berühmt.

Und doch wurde die Autorin reich in den rund zwanzig Jahren, die sie nun schon Bücher schreibt. Reich an Erfahrungen, guten und schlechten. Vieles davon ist in diesem Buch nachzulesen. Als Warnung für die Einen, die glauben, selbst Bücher schreiben und damit reich werden zu können. Und als Ermunterung für die Anderen, die sich von diesem Buch nicht abschrecken lassen. Die innerlich brennen, weil sie schreiben wollen, schreiben müssen. Die finden hier nämlich eine Fülle von Ratschlägen, weiterführender Literatur und vor allem das Gefühl, dass sie nicht allein sind mit ihrem verrückten Traum vom eigenen Buch.

Schreiben ist Arbeit. Wer schreiben will, sollte erst einmal lesen. Viele Bücher. Und unbedingt auch dieses Buch. Es sollte überall im Buchhandel erhältlich sein und kostet 19,90. Als E-Book bekommt Ihr es für 9,99 €.
Ja, Carla Berling hat recht. Schreiben ist Kampf. Aber jeder Erfolg ist ein kleiner Sieg: Eine veröffentlichte Kurzgeschichte. Ein Preis in einem Wettbewerb. Ein unterschriebener Verlagsvertrag. Das Gefühl, das erste richtige eigene Buch in den Händen zu halten. Dafür lohnt es sich zu kämpfen, und ich kann mir keinen schöneren Beruf für mich vorstellen.

Montag, 16. September 2013

"Das Sterben der Bilder" von Britta Hasler

Ich gebe zu, ich lese nicht sonderlich gern historische Bücher. Doch dieser Krimi, der um den Jahreswechsel 1906 / 1907 im alten Wien spielt, hat mich gepackt.

Ein Serienmörder geht um. Er inszeniert seine Taten regelrecht. Julius Pawalet, ein armer junger Mann, erhält überraschend ein Angebot, als Saaldiener im Kunsthistorischen Museum zu arbeiten. Er verfügt über eine besondere Gabe und stellt bald fest, dass es eine Verbindung zwischen den Mordszenarien und den berühmten Gemälden in dem Museum gibt. Julius gerät in den Bann der Frau von Schattenbach, Gemahlin des Hofrats und tägliche Besucherin des Museums. Und das, obwohl er bald erkennt, dass die Serienmorde nicht die einzigen mysteriösen Ereignisse sind, deren Spur ins Museum führt.

Sehr gut haben mir die Figuren in ihrer Vielschichtigkeit gefallen. Es gibt (fast) kein nur gut oder böse. Johanna, die brave und anfangs noch jungfräuliche Krankenschwester, träumt von einem biederen Leben, aber erkennt auch verborgene Sehnsüchte in sich. Der verbitterte Inspektor Lischka findet in Julius einen Freund. Die beiden, auf unterschiedliche Weise gestrandeten Männer, geben sich gegenseitig Hoffnung und finden eine gemeinsame berufliche Perspektive. Luise von Schattenbach wirkt einfach faszinierend - nicht nur auf die Figuren des Romans, sondern auch auf mich. Sie intrigiert, manipuliert, man könnte fast glauben, sie hypnotisiert, um ihre Ziele zu erreichen. Und ist doch seit Jahren eine "Gefangene", die sich am Ende befreit. Auch Julius befreit sich - von den Schatten der Vergangenheit. Seine Sicht auf den verhassten Vater wandelt sich im Laufe der Ereignisse. Seine Mutter, die er nie kennenlernte, taucht plötzlich auf und wird ein weiteres Puzzleteilchen im grausamen Spiel. 

Ich war noch nie in Wien, doch die Beschreibung der Schauplätze weckte Lust, dorthin zu reisen. Den Spuren des Julius Pawalet zu folgen (und denen meiner eigenen Großmutter, die zu der Zeit als siebenjähriges Mädchen in Wien lebte)

Das Sterben der Bilder ist durchaus doppeldeutig zu verstehen. Ich liebe solche Wortspiele! Britta Hasler hat eine sehr schöne, bildhafte Sprache. Vergleiche, die ich nie zuvor irgendwo gelesen habe, lassen die Atmosphäre des Winters im alten Wien lebendig werden. 

Fünf Sterne und die Hoffnung auf eine Fortsetzung ...

Das E-Book ist z.B. bei amazon erhältlich und kostet 6,99 €

--> "Das Sterben der Bilder" von Britta Hasler



Ein Tipp zum Schluss: Ich habe während des Lesens immer wieder die Gemälde gegoogelt, von denen im Roman die Rede ist. Die Autorin hat ihren Lesern diese Arbeit abgenommen und alle erwähnten Gemälde auf ihrer Webside abgebildet: