In diesem Blog geht es ausschließlich um Literatur oder, einfacher gesagt, um Bücher. Ihr findet hier Buchempfehlungen, meine Rezensionen zu Büchern und e-Books, die ich gelesen habe, und Hinweise auf Downloads von e-Books. Da ein Blog durch Kommentare am Leben gehalten wird, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr diese Funktion fleißig nutzt.

Freitag, 23. Juli 2021

Hilfe für Karin Joachim

 Heute wende ich mich mit einem besonderen Anliegen an Euch. Eine liebe Autorenkollegin, Karin Joachim, lebt im Ahrtal. Ihr Haus wurde vom Hochwasser geflutet. Karin, ihr Mann und ihr Hund Gustav konnten gerettet werden. Doch nun ist alles hin, was in dem Haus war. Hausrat, Technik, Bücher, Erinnerungen, Recherchematerial ... Ich mag es mir kaum vorstellen. Wir können Karin helfen, indem wir statt irgendwelcher Bücher IHRE Bücher kaufen, mit in den Urlaub nehmen, selbst lesen oder verschenken. Am besten in Eurer kleinen Lieblingsbuchhandlung, oder, wenn Ihr doch lieber online kauft, direkt beim Gmeinerverlag. So hat Karin am meisten davon. 

Karins Bücher findet ihr auf ihrer Website: https://www.karinjoachim.de und die meisten davon auch direkt beim Gmeinerverlag: Karin Joachim beim Gmeiner Verlag oder mit ihrem anderen Pseudonym, unter dem sie einen ganz wunderbaren historischen Potsdam-Krimi geschrieben hat: Hanna C. Bergmann beim Gmeiner Verlag.

Spenden sind wichtig und richtig. Die eigenen Bücher verkauft und gelesen zu wissen, gibt einer Autorin neben dem finanziellen Ertrag Würde und Respekt. 

Dieser Beitrag darf gern geteilt werden. 




Dienstag, 6. Juli 2021

"Lavendelfluch von Carine Bernard

 „Lavendel-Fluch“ von Carine Bernard ist der dritte Teil der Cosy-Crimi-Reihe um die angehende Kriminalkommissarin Lilou Braque. Gegen ihren Wunsch absolviert Lilou ihr letztes großes Praktikum nicht in Paris, sondern in der südfranzösischen Kleinstadt Carpentras. In den ersten beiden Teilen wurde Lilou bereits mit Mordfällen konfrontiert und erwarb sich bei deren Aufklärung den Respekt ihres Vorgesetzten Demoireau. Jetzt liegt ein Mann in einem Weinberg, der mit einer Schrotflinte erschossen wurde, und Lilous Nachbarin und Freundin findet in einem alten Schreibtisch einen Kaufvertrag von 1933 für ein Chateau, das es unter diesem Namen gar nicht gibt. Es dauert nicht lange, und Lilou ahnt einen Zusammenhang ...


Wie schon in den vorangegangen Lavendelkrimis, nimmt uns die Autorin mit auf die Reise nach Südfrankreich. Sie beschreibt die Atmosphäre so anschaulich, dass man selbst glaubt, die Zikaden zu hören, die Pinien zu riechen und die heiße Mittagssonne auf der Haut zu spüren. Kleiner Tipp: Carine Bernards Bücher sollte man niemals hungrig lesen, denn es wird regelmäßig sehr lecker gekocht und gegessen. 

Bei diesem Buch gefiel mir besonders, dass ein dunkles Kapitel der Vergangenheit geschickt mit eingebaut wurde. Wir sehen, welch weitreichende Folgen die Ereignisse von damals hatten, und dass selbst Menschen, die damals noch Kinder waren, sich ihr Leben lang schuldig fühlten. 


Das Buch ist gut verständlich in wohlformulierten Sätzen geschrieben. Es wird viel agiert und geredet, und dadurch wirken die Figuren lebendig. Die Charaktere sind wieder sehr klar gezeichnet. Es gibt die Einen, die man auf Anhieb mag und die Anderen, für die sich immer mehr Gründe finden, sie nicht zu mögen. Aber nicht jeder Unsympath ist ein Mörder ...


Lilous Privatleben befindet sich an einem spannenden Punkt, da sie auf die Mitteilung wartet, wo sie nach Ende ihres Praktikums als Commissaire der Police national eingesetzt werden wird. Aus ihrem ursprünglichen Wunschort Paris ist längst Carpentras geworden.


Alles in allem habe ich mich wieder bestens unterhalten gefühlt. Dieses Buch zu lesen, war wie ein kleiner Urlaub in Südfrankreich. Danke dafür, Carine Bernard! 


Fazit: Ein unblutiger, spannender Krimi-Urlaub in Südfrankreich. 5*****


Das Taschenbuch ist bei KNAUR erschienen, hat 288 Seiten und kostet 9,99 Euro. Das E-Book ist zum selben Preis erhältlich. 




Mittwoch, 13. Januar 2021

"Der Bewohner" von David Jackson

 „Der Bewohner“ klingt harmlos und ist doch in mehrfacher Hinsicht ein ungewöhnliches Buch. Erzählt wird aus Sicht des Serienkillers Thomas Brogan. Der 25-Jährige hat schon mehrere Menschen umgebracht, immer Paare, die er vor ihrem Tod mit grausamen Spielen gequält hat. Ich war froh, dass diese nicht, wie in anderen Thrillern, „genüsslich“ und detailreich beschrieben wurden, sondern eher am Rande Erwähnung fanden. Brogan flieht vor der Polizei, entkommt nur knapp und versteckt sic hin einem leerstehenden Endreihenhaus. Als er feststellt, dass die Dachböden der Häuser miteinander verbunden sind, vertreibt er sich die Zeit damit, die in den anderen Häusern lebenden Menschen zu beobachten. 

Brogan ist ständig in Zwiesprache mit sich selbst. Zwei Stimmen sind in ihm, die nicht immer einer Meinung sind. Das ist ein Punkt, der dieser Geschichte Spannung verleiht. Viel wesentlicher aber ist, dass der Autor David Jackson es geschafft hat, in mir widerstreitende Gefühle zu wecken. Zum einen hoffte ich beim Lesen, dass der Mörder Brogan gefasst wird, bevor er jemanden der Reihenhausbewohner tötet. Zum Anderen aber fühlte ich mich auf seiner Seite, wünschte ihm, zu entkommen. Wie hat der Autor das geschafft? Brogan zeigt Ansätze von Emotionen, besonders der alten Elsie gegenüber. Im Laufe der Handlung erfahren wir mehr über seine Kindheit, ohne das der Autor die platte Formel aufstellt: Unglückliche Kindheit = Serienmörder. Er entschuldigt nicht, aber erklärt. Und Jackson bedient die schadenfrohe Seite, die nicht nur in Serienmördern wohnt, sondern auch in Thrillerlesern. Wie Brogan fand ich mein Vergnügen daran, Martyn und Colette zu beobachten, und wartete auf ihre Reaktion auf seine „Streiche“. 


Das Buch bleibt fesselnd bis zur letzten Seite, wobei die Schlussszene mir in ihrer Logik und Konsequenz besonders gefallen hat. 


Fazit: Ein spannender, lesenswerter und ungewöhnlicher Thriller. 5*****


Das Taschenbuch ist im Rowohlt Verlag erschienen, hat 368 Seiten und kostet 12 Euro. Das E-Book ist für 9,99 Euro erhältlich. 


 

"Die Republik" von Maxim Voland

 Klappentext und Leseprobe reizten mich, vor allem wegen der „was-wäre-wenn-Idee“, dass nämlich die 1949 gegründete DDR das gesamte deutsche Staatsgebiet umfasst, mit Ausnahme von Westberlin, und sich bis in die Gegenwart zu einem wirtschaftlich und politisch starken Staat entwickelt hat. Das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) ist allgegenwärtig, ausländische Agenten agieren im Geheimen und das alles vor einer „Ostalgie“ Kulisse mit Goldbroiler, sich drehendem Fernsehturm-Café und Palast der Republik. Das Cover verstärkte den positiven Eindruck, den Klappentext und Leseprobe hinterließen.

Hatte ich wegen dieser Konstellation zu hohe Erwartungen an das Buch? Die Charaktere blieben für mich blass, von der Ostalgie der ersten Seiten war bald nichts mehr zu spüren. Was blieb, war ein wirres Hin und Her aus Agentenaktivitäten und den Gedanken eines alternden Stasioffiziers. Nein, mit dieser Republik wurde ich nicht warm. Nachdem ich mich durch die ersten hundert von über 500 Seiten mehr gequält als gelesen hatte, gab ich es auf. Viele Leser mögen dieses Buch, wie die überwiegend guten Rezensionen beweisen. Ich hätte mich über mehr Emotionen weckende Kleinigkeiten gefreut, bekam aber nur emotionsloses Agieren unnahbarer Personen. Vielleicht gibt es auf den mir fehlenden 400 Seiten ja noch einen Einblick in das Leben der „westdeutschen“ DDR. Gibt es z.B. im „DDR-Köln“ auch viele Regenbogenflaggen und eine fröhlich bunte LGBT-Szene? Wie sieht das DDR-St. Pauli aus, und wer führt in der DDR-Fußball-/(Ober-Bundes-)Liga? BFC Dynamo oder Bayern München? Wenn schon spinnen, dann richtig, aber genau das habe ich vermisst. Ein trockener Agententhriller wird nicht weniger trocken, wenn man den Schauplatz umbenennt. Die real existierende DDR bestand nur zu einem Bruchteil aus Stasi-Agenten, warum will der Autor in der „Republik“ einen ganz anderen Eindruck erwecken? 

Hinter dem Pseudonym Maxim Voland verbirgt sich der Autor Markus Heitz. Um diesen Fakt wurde vom Verlag so lange ein Geheimnis gemacht, bis ich das Buch längst besaß. Schade, denn eigentlich hätte ich mir denken können, dass jemand ohne „DDR-Erfahrung“ zwar sehr gute Fantasy und Science Fiction schreiben kann, aber eben kein Buch, das die „Republik“ lebendig werden lässt. 

Fazit: Wir wurden nicht warm miteinander, ich habe das Buch abgebrochen. 1*

"Die Republik" ist im Piper Verlag erschienen. Das Hardcover mit Schutzumschlag hat 528m Seiten und kostet 22 Euro. Das E-Book ist für 18,99 Euro erhältlich, das Hörbuch für 15,49 Euro.