In diesem Blog geht es ausschließlich um Literatur oder, einfacher gesagt, um Bücher. Ihr findet hier Buchempfehlungen, meine Rezensionen zu Büchern und e-Books, die ich gelesen habe, und Hinweise auf Downloads von e-Books. Da ein Blog durch Kommentare am Leben gehalten wird, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr diese Funktion fleißig nutzt.

Mittwoch, 20. März 2019

"Mädchenwiese" von Martin Krist

Mädchenwiese, das klingt nett, harmlos und irgendwie niedlich. Doch die Bedeutung dieses Ortes hat sich gewandelt, plötzlich wird eine Tote dort abgelegt. Und Lisa, die Tochter von Laura, ist verschwunden. Ist die Sechzehnjährige wirklich nur abgehauen, weil sie die Schnauze voll hat von ihrer ewig nörgelnden, seit Kurzem alleinerziehenden Mutter? Ihr kleiner Bruder Sam weiß etwas, doch er hat versprochen, zu schweigen. Er, der von den großeren Kindern immer nur geärgert wird, ist für mich neben Berta, der „Dorfhexe“, eine der interessantesten Figuren der Geschichte. Wie er sich der Angst um seine Schwester stellt, und, weil ihm niemand zuhört, selbst aktiv wird, ist nachvollziehbar und  liebenswert beschrieben. Die Handlung springt immer wieder in die Vergangenheit, als Berta jung war, Träume hatte. So begreift man als Leser langsam, welche Ereignisse von damals ihre bösen, tödlichen Schatten bis in die Gegenwart werfen.

Laura als hoffnungslos überforderte Mutter, die alles richtig machen will und doch das Gefühl hat, nichts wirklich hinzubekommen. Alex, der Expolizist, der nun die Dorfkneipe führt und selbst einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit hat. Frank, Lauras Nachbar, Schwager und ermittelnder Polizist. Lisa, die verschwunden ist ... Fast alle Figuren wirken sehr lebensecht und unverwechselbar mit ihren Sehnsüchten und in ihrer Unperfektheit. Manche Szene wollte in meinem Kopf aber einfach kein schlüssiges Bild ergeben, z.B. Lisas Begegnung mit Silke und wie sie gemeinsam herumkichern. Oder die Auflösung, weil aus meiner Sicht lange nichts an der Figur auf "die Bestie" hindeutete. Natürlich sollte das, wie die vielen gut platzierten Cliffhanger, die Spannung erhöhen. Aber in so einem Fall fühle ich mich als Leser ein bisschen an der Nase herumgeführt. Auch zeitlich hatte ich ein Problem mit der Einordnung von Berta, der „Greisin“, die lt. meiner Rechnung um die 60 Jahre als sein müsste. Diese kleinen Stolpersteinchen ändern aber nichts daran, dass ich mich richtig gut unterhalten gefühlt habe und das Buch innerhalb von zwei Tagen durchlesen musste.

Fazit: Ein geschickt und spannend konstruierter Thriller. Leseempfehlung. 4****

Das Taschenbuch ist bei epubli erschienen, hat 417 Seiten und kostet 12,99 Euro. Das E-Book ist momentan zum Einführungspreis der Neuauflage für 0,99 Euro erhältlich. 



Montag, 11. März 2019

"Ganz Ohr" von Thomas Sünder und Dr. Andreas Borta

Vor wenigen Tagen, am 3. März, war der Welttag des Hörens. Passend dazu erschien Ende Februar "Ganz Ohr - Alles über unser Gehör und wie es uns geistig fit hält“. Thomas Sünder begann aus persönlicher Betroffenheit, sich mit dem Thema Gehör zu befassen. Zwölf Jahre lang arbeitete er als DJ, hatte sich an seinen Tinnitus und einseitig eingeschränkte Hörfähigkeit gewöhnt. Heftige Schwindelanfälle warfen ihn aus der Bahn. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Mediziner Dr. Andreas Borta, recherchierte Thomas Sünder. Dabei geht er zurück bis zu den Urtierchen, denn vor dem Gehör entstand der Gleichgewichtssinn, der heute ebenfalls in unseren Ohren zu finden ist. 

Das Buch liest sich von Anfang an gut und flüssig. Mir persönlich waren die Erklärungen über die Entwicklung seit der Urzeit allerdings etwas zu ausführlich, diese hätte ich mir etwas kompakter gewünscht. Die persönliche Geschichte Thomas Sünders dagegen liest sich sehr viel spannender. Traurig sind die Einblicke in unser „Akkord-Gesundheitssystem“. Ohne seinen Freund, Dr. Andreas Borta, wäre Herr Sünder als Patient niemals optimal behandelt worden. Auch das ist ein Grund, warum ich dieses Buch für wichtig halte. Je mehr wir als medizinische Laien wissen, um so besser können wir vorbeugen, um im besten Fall gar nicht erst zum Patienten zu werden. Das ist für mich die wichtigste Botschaft des Buches. Auch dass Schwerhörigkeit mehr als nur ein lästiges Übel ist und Menschen, die ihr Hörgerät nicht regelmäßig benutzen, „... weil die Batterien so teuer sind“, sich erhöhtem Demenzrisiko aussetzen, war für mich neu. Und falls wir doch als Patienten zum Ohrenarzt müssen, hilft dieses Buch, die richtigen Fragen zu stellen. Insofern finde ich es schade, dass das Buch zwar den Untertitel trägt „Alles über unser Gehör ...“, aber z.B. die Mittelohrentzündung samt ihren Risiken nicht aufgeführt ist. Ebenso vermisse ich ein Register, um bestimmte Schwerpunkte später noch einmal gezielt nachlesen zu können. Viele interessante Fakten, die Erwähnung finden, lassen sich nur schwer wiederfinden. 


Fazit: Ein interessantes, wichtiges Buch. Das vermittelte Wissen über unser Gehör kann helfen, die eigene Gesundheit zu erhalten. 4****

Das Buch ist broschiert im Goldmann Verlag erschienen, hat 384 Seiten und kostet 14 Euro. Das E-Book ist für 11,99 Euro erhältlich.