In diesem Blog geht es ausschließlich um Literatur oder, einfacher gesagt, um Bücher. Ihr findet hier Buchempfehlungen, meine Rezensionen zu Büchern und e-Books, die ich gelesen habe, und Hinweise auf Downloads von e-Books. Da ein Blog durch Kommentare am Leben gehalten wird, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr diese Funktion fleißig nutzt.

Dienstag, 29. September 2020

"Heimat muss man selber machen" von Sina Trinkwalder

 Sina Trinkwalder hatte mich schon mit ihrem Buch „Wunder muss man selber machen“ begeistert, in dem sie beschrieb, wie sie vor über zehn Jahren in der für Deutschland totgesagten Textilbranche einen Betrieb gründetet und Menschen, die am „normalen“ Arbeitsmarkt keine Chance hatten, Arbeit und Würde zurückgab. Und nicht nur das, der Betrieb funktioniert auch heute noch ganz wunderbar. Diese Historie taucht auch in „Heimat muss man selber machen“ wieder auf, denn nicht jeder Leser kennt auch das erste Buch. Und ich persönlich finde es gut, immer wieder an die Energie, das Vertrauen in sich und Andere erinnert zu werden, womit Sina damals manomama gründete. Denn der nächste Schritt ist die Erkenntnis, dass „selber machen“ immer besser ist, als zu jammern. 

Heimat, das ist nicht Vereinsmeierei und „wir hier drinnen halten zusammen gegen die Anderen da draußen“. Heimat passiert im Herzen, wenn Menschen erkennen, was sie verbindet. Gemeinsam anpacken, den Anderen wertschätzen, einander ein Lächeln schenken ... all das und noch viel mehr, ist Heimat. Eine gute, tröstende Erkenntnis, gerade in dieser unruhigen Zeit, in der es oft nur noch schwarz oder weiß, wir oder die zu geben scheint. Nur, man muss es halt selber machen. Aufeinander zugehen. Sich und sein Herz öffnen. Dann kann Heimat überall sein, bunt und bewegend.


Das gefühlsbetonte Sachbuch liest sich leicht und flüssig, als würde die Autorin mit einem plaudernd auf der Couch sitzen. Die verwendete Umgangssprache („selber“ machen) verstärkt diesen Eindruck und ist meiner Meinung nach ein bewusst eingesetztes Stilmittel, um diesen lockeren Plauderton zu verstärken. Als würde eine gute Freundin mir raten, was ich als Fazit dieses Buches sehe: 


Fazit: „Jammer nicht! Mach es selber besser!“ 5*****


Das Hardcover mit Schutzumschlag ist im dtv Verlag erschienen, hat 208 Seiten und kostet 18 Euro. Das E-Book ist für 14,99 Euro erhältlich. 




Mittwoch, 16. September 2020

"Kalmann" von Joachim B. Schmidt

Kalmann mínn, du liebenswerter Sheriff von Raufarhövn

Kalmann, 33 Jahre alt, lebt im Haus seines Großvaters in Raufarhövn, einem kleinen Fischerdorf im Nordosten Islands. Manche bezeichnen ihn als „Dorftrottel“, doch sein weiser Großvater erklärte ihm, dass jeder Mensch irgendwie anders sei, und damit wäre auch Kalmann normal. Diese liebenswerte Weltsicht hat Kalmann geprägt und zieht sich durch das ganze Buch. 

Erzählt wird in der Ich-Form, wir haben also direkt an Kalmanns Gedanken teil. Die sind oft kindlich naiv in ihrer eigenen Logik, manchmal von Unsicherheit geprägt, auch Wut kommt vor, und dann macht Kalmann Dinge kaputt. Trotzdem muss man ihn einfach gern haben, den isländischen Forrest Gump mit Sheriffstern, Cowboyhut und Mauserpistole, der Haie fängt und daraus den zweitbesten Gammelhai von ganz Island herstellt. Alles ganz prima, kein Grund zur Sorge.


Doch eines Tages findet Kalmann im Schnee auf der Hochebene Melrakkaslétta eine große Blutlache. Bald ist ein Zusammenhang hergestellt zum spurlosen Verschwinden des „Königs von Raufarhövn“, Róbert McKenzie. Polizei kommt ins Dorf, von nun an ist es mit der Ruhe vorbei. Immer neue „Puzzleteile“ tauchen auf, die weder die Lösung des Falls noch Róbert näher bringen. Und dann klärt sich am Ende doch alles auf, kein Grund zur Sorge.


Kalmann muss man einfach mögen, trotzdem oder gerade weil er so speziell ist. In gewisser Weise hält Joachim B. Schmidt uns einen Spiegel vor, denn wie oft beurteilen wir Menschen danach, ob sie der „Norm“ entsprechen oder nicht und stecken sie vorschnell in entsprechende Schubladen? Der Autor zeichnet auch die zahlreichen Nebenfiguren mit viel Liebe zum Detail, indem er sie mit unterschiedlichen Eigenarten ausstattet, die uns doch irgendwie vertraut vorkommen. Jeder ist eben anders und dadurch sind alle normal. 


Fazit: Ein wunderbares, herzwärmendes und spannendes Buch, das uns mitnimmt in die raue Welt der isländischen Küste. 5*****


Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen. Die gebundene Ausgabe hat 352 Seiten und kostet 22 Euro. Das E-Book ist für 18,99 Euro erhältlich, das Hörbuch für 22,85 Euro. 

Dienstag, 1. September 2020

Das Mädchen am Strand (Die Inselkommissarin 2) von Anna Johannsen

 Der zweite Inselkrimi um Hauptkommissarin Lena Lorenzen und ihren jungen Kollegen Johann Grasmann führt uns auf die nordfriesische Insel Föhr. Maria, 14 Jahre alt und sehr vernünftig für ihr Alter, ist verschwunden. Die Eltern wollen zunächst gar nicht, dass die Polizei nach ihr sucht, da sie einer religiösen Sekte angehören. Marias ältere Schwester, die sich von den Eltern und der Sekte losgesagt hat, bittet jedoch die Polizei um Hilfe.

An diesem Buch hat mich besonders beeindruckt, mit wieviel Fingerspitzengefühl Lena Lorenzen und damit die Autorin das Thema religiöse Sekte anpackt. Hier wird nicht abgestempelt, oder in Schubladen gesteckt, sondern ohne Vorurteil ganz genau auf die betroffenen Menschen und ihre Befindlichkeiten geschaut. Der Kriminalfall bleibt trotzdem spannend, und auch die Entwicklung des Privatlebens der Ermittler gefiel mir. 

Fazit: Ein gelungener zweiter Teil der Reihe, der Lust auf mehr und Meer macht. 5***** 

Das Taschenbuch ist bei Edition M erschienen, hat 349 Seiten und kostet aktuell 9,81 Euro. Das E-Book ist für 4,41 Euro erhältlich oder gratis innerhalb von kindle unlimited.