In diesem Blog geht es ausschließlich um Literatur oder, einfacher gesagt, um Bücher. Ihr findet hier Buchempfehlungen, meine Rezensionen zu Büchern und e-Books, die ich gelesen habe, und Hinweise auf Downloads von e-Books. Da ein Blog durch Kommentare am Leben gehalten wird, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr diese Funktion fleißig nutzt.

Mittwoch, 14. Februar 2018

"Lied der Weite" von Kent Haruf

Kent Haruf schrieb unaufgeregte Geschichten. Die Helden leben ihren Alltag in der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado. Wir beobachten sie bei ihren täglichen Verrichtungen, spüren ihre Sehnsucht, ihre Sorge und ihren Schmerz. Aber auch die Freude und die Liebe, die bei Haruf manchmal außergewöhnliche Wege findet. 

In "Lied der Weite" begegnen wir sieben Hauptpersonen, deren Leben in der kleinen Stadt auf wundersame Weise miteinander verwoben wird. Bobby und Ike, die 9- und 10-jährigen Söhne von Guthrie, lassen uns teilhaben an ihrem Leben, das aus gemeinsamen Mahlzeiten, Zeitungen austragen, Schule und den auf dem Lande üblichen Abenteuern kleiner Jungs besteht. Guthrie selbst, Lehrer, kümmert sich um die Jungs, da die Mutter Ella dazu nicht in der Lage scheint. Victoria, eine 17-jährige Schülerin Guthries, ist schwanger von einem längst vergangenen Sommerflirt mit einem Jungen aus Denver. Herrlich kauzig die alten Brüder McPherons, die seit ewigen Zeiten allein mit ihren Rindern und Pferden auf der alten Farm weit draußen vor der Stadt leben. Und Maggie Jones, ebenfalls Lehrerin und Kollegin von Guthrie, eine Frau, die es gewohnt ist, ihr Leben und manchmal auch das Anderer, selbst in die Hand zu nehmen.

Hier geht es auf ganz alltägliche Weise um Leben und Tod. Tiere werden geboren und andere sterben. Bei den Menschen ist es ebenso. Auch wenn ich die Farmszenen teilweise etwas zu direkt fand, so beschreibt der Autor doch nur das, was tagtäglich passiert, in Holt, Colorado, und anderswo auf der Welt. Anfangs hatte ich ein bisschen Probleme mit der zeitlichen Einordnung. Da aus wechselnder Perspektive der verschiedenen Personen erzählt wird, kommt es zu kleineren Zeitsprüngen vor und zurück. Die Spannung der Geschichte ergibt sich aus den Handlungen der Personen. Sie treffen manchmal mutige Entscheidungen, machen Fehler, werden ungerecht behandelt oder spüren plötzlich, dass da jemand ist, der es gut mit ihnen meint. 

So macht »Lied der Weite«, wie auch die anderen Bücher des Autors Lust auf das Leben, auf die täglichen kleinen Schritte, die vielleicht zum großen Glück führen können. Und es bleibt der Trost, dass ein kleines Glück auch okay ist, falls wir nur bis dahin kommen sollten. 

Fazit: 5***** und absolute Leseempfehlung für eines meiner Lieblingsbücher.

Das Taschenbuch ist im Diogenes Verlag erschienen, hat 384 Seiten und kostet 24 Euro. Das E-Book ist für 20,99 Euro erhältlich. 



Wem »Das Lied der Weite« gefallen hat, empfehle ich »Unsere Seelen bei Nacht«, ebenfalls von Kent Haruf. 


Montag, 5. Februar 2018

"Einfach leben" von Lina Jachmann

Ein Guide für einen minimalistischen Lebensstil will dieses Buch sein. Ich sehe es eher als eine Sammlung von Beispielen, wie andere Menschen Minimalismus leben. Weil ich es mag, anderen Leuten in die Wohnungen oder sogar in die Kleiderschränke zu schauen, gefielen mir die vielen Bilder im Buch. Einige Interviews waren mehr Selbstdarstellung der vorgestellten Personen als hilfreiche Tipps. Platte Sprüche wie »Kinder brauchen Zeit statt Zeug« schrecken mich eher ab.

Insgesamt vermittelt das Buch den Eindruck, dass Minimalismus gerade hipp ist und es chick ist, diesen Trend mitzumachen. Angesprochen werden meiner Meinung nach hauptsächlich die Besserverdienenden, die eh schon alles haben und nun eben mal auf Vieles verzichten können. So wird zum Beispiel niemand vorgestellt, der minimalistisch lebt, weil er sich mehr nicht leisten kann und aus dieser Not eine Tugend gemacht hat. 

Positiv finde ich die Tipps und Links zu Websites bzw. Onlineshops, die dem Thema dienen, sowie die DIY-Anleitungen. Das ließe allerdings alles auch über google finden, und man hätte die 25 Euro für das Buch gespart, was ja wirklich minimalistisch wäre. 

Fazit: Wer minimalistisch leben und dies auch in seinem Bücherregal ausdrücken möchte, braucht dieses Buch nicht. 3***

Das Taschenbuch ist im Knesebeck Verlag erschienen, hat 240 Seiten und kostet 24,95 Euro. Eine minimalistische E-Book-Ausgabe gibt es leider nicht.