In diesem Blog geht es ausschließlich um Literatur oder, einfacher gesagt, um Bücher. Ihr findet hier Buchempfehlungen, meine Rezensionen zu Büchern und e-Books, die ich gelesen habe, und Hinweise auf Downloads von e-Books. Da ein Blog durch Kommentare am Leben gehalten wird, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr diese Funktion fleißig nutzt.

Mittwoch, 13. Januar 2021

"Der Bewohner" von David Jackson

 „Der Bewohner“ klingt harmlos und ist doch in mehrfacher Hinsicht ein ungewöhnliches Buch. Erzählt wird aus Sicht des Serienkillers Thomas Brogan. Der 25-Jährige hat schon mehrere Menschen umgebracht, immer Paare, die er vor ihrem Tod mit grausamen Spielen gequält hat. Ich war froh, dass diese nicht, wie in anderen Thrillern, „genüsslich“ und detailreich beschrieben wurden, sondern eher am Rande Erwähnung fanden. Brogan flieht vor der Polizei, entkommt nur knapp und versteckt sic hin einem leerstehenden Endreihenhaus. Als er feststellt, dass die Dachböden der Häuser miteinander verbunden sind, vertreibt er sich die Zeit damit, die in den anderen Häusern lebenden Menschen zu beobachten. 

Brogan ist ständig in Zwiesprache mit sich selbst. Zwei Stimmen sind in ihm, die nicht immer einer Meinung sind. Das ist ein Punkt, der dieser Geschichte Spannung verleiht. Viel wesentlicher aber ist, dass der Autor David Jackson es geschafft hat, in mir widerstreitende Gefühle zu wecken. Zum einen hoffte ich beim Lesen, dass der Mörder Brogan gefasst wird, bevor er jemanden der Reihenhausbewohner tötet. Zum Anderen aber fühlte ich mich auf seiner Seite, wünschte ihm, zu entkommen. Wie hat der Autor das geschafft? Brogan zeigt Ansätze von Emotionen, besonders der alten Elsie gegenüber. Im Laufe der Handlung erfahren wir mehr über seine Kindheit, ohne das der Autor die platte Formel aufstellt: Unglückliche Kindheit = Serienmörder. Er entschuldigt nicht, aber erklärt. Und Jackson bedient die schadenfrohe Seite, die nicht nur in Serienmördern wohnt, sondern auch in Thrillerlesern. Wie Brogan fand ich mein Vergnügen daran, Martyn und Colette zu beobachten, und wartete auf ihre Reaktion auf seine „Streiche“. 


Das Buch bleibt fesselnd bis zur letzten Seite, wobei die Schlussszene mir in ihrer Logik und Konsequenz besonders gefallen hat. 


Fazit: Ein spannender, lesenswerter und ungewöhnlicher Thriller. 5*****


Das Taschenbuch ist im Rowohlt Verlag erschienen, hat 368 Seiten und kostet 12 Euro. Das E-Book ist für 9,99 Euro erhältlich. 


 

"Die Republik" von Maxim Voland

 Klappentext und Leseprobe reizten mich, vor allem wegen der „was-wäre-wenn-Idee“, dass nämlich die 1949 gegründete DDR das gesamte deutsche Staatsgebiet umfasst, mit Ausnahme von Westberlin, und sich bis in die Gegenwart zu einem wirtschaftlich und politisch starken Staat entwickelt hat. Das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) ist allgegenwärtig, ausländische Agenten agieren im Geheimen und das alles vor einer „Ostalgie“ Kulisse mit Goldbroiler, sich drehendem Fernsehturm-Café und Palast der Republik. Das Cover verstärkte den positiven Eindruck, den Klappentext und Leseprobe hinterließen.

Hatte ich wegen dieser Konstellation zu hohe Erwartungen an das Buch? Die Charaktere blieben für mich blass, von der Ostalgie der ersten Seiten war bald nichts mehr zu spüren. Was blieb, war ein wirres Hin und Her aus Agentenaktivitäten und den Gedanken eines alternden Stasioffiziers. Nein, mit dieser Republik wurde ich nicht warm. Nachdem ich mich durch die ersten hundert von über 500 Seiten mehr gequält als gelesen hatte, gab ich es auf. Viele Leser mögen dieses Buch, wie die überwiegend guten Rezensionen beweisen. Ich hätte mich über mehr Emotionen weckende Kleinigkeiten gefreut, bekam aber nur emotionsloses Agieren unnahbarer Personen. Vielleicht gibt es auf den mir fehlenden 400 Seiten ja noch einen Einblick in das Leben der „westdeutschen“ DDR. Gibt es z.B. im „DDR-Köln“ auch viele Regenbogenflaggen und eine fröhlich bunte LGBT-Szene? Wie sieht das DDR-St. Pauli aus, und wer führt in der DDR-Fußball-/(Ober-Bundes-)Liga? BFC Dynamo oder Bayern München? Wenn schon spinnen, dann richtig, aber genau das habe ich vermisst. Ein trockener Agententhriller wird nicht weniger trocken, wenn man den Schauplatz umbenennt. Die real existierende DDR bestand nur zu einem Bruchteil aus Stasi-Agenten, warum will der Autor in der „Republik“ einen ganz anderen Eindruck erwecken? 

Hinter dem Pseudonym Maxim Voland verbirgt sich der Autor Markus Heitz. Um diesen Fakt wurde vom Verlag so lange ein Geheimnis gemacht, bis ich das Buch längst besaß. Schade, denn eigentlich hätte ich mir denken können, dass jemand ohne „DDR-Erfahrung“ zwar sehr gute Fantasy und Science Fiction schreiben kann, aber eben kein Buch, das die „Republik“ lebendig werden lässt. 

Fazit: Wir wurden nicht warm miteinander, ich habe das Buch abgebrochen. 1*

"Die Republik" ist im Piper Verlag erschienen. Das Hardcover mit Schutzumschlag hat 528m Seiten und kostet 22 Euro. Das E-Book ist für 18,99 Euro erhältlich, das Hörbuch für 15,49 Euro.