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Dienstag, 2. September 2014

"Königstöchter" von Carla Berling

Nachdem mir "Sonntags Tod" bereits sehr gut gefallen hatte, MUSSTE ich den zweiten Ira-Wittekind-Krimi unbedingt lesen. Es ging gleich heftig los - so einen Tod wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Liebe Carla Berling, wie kommt man auf eine solche Idee? Manchmal ist automatisches Kopfkino etwas, das ich lieber abschalten würde. Die Handlung entwickelt sich krimitypisch. Erste Verdächtigungen fallen, noch jemand stirbt. Und mittendrin Ira Wittekind, die eigentlich für ihre Zeitung nur die Geschichte hinter den Schlagzeilen sucht. Man merkt beim Lesen, dass die Autorin selbst jahrelang für Zeitungen recherchiert und berichtet hat. Ira Wittekind wirkt einerseits routiniert, kennt sich aus. Anderseits fällt es ihr schwer, sich von den grausamen Ereignissen zu distanzieren, denen sie nach und nach auf die Spur kommt. Das macht die Protagonistin so sympathisch. Ich selbst habe mich eins ums andere Mal geschüttelt. Wie abartig und krank können Menschen doch sein! Gut, dass die Autorin uns Details erspart. Es ist auch so schlimm genug.

Gefallen hat mir, dass alte Bekannte aus dem ersten Teil wieder in Erscheinung traten. Andy, die beiden alten Tanten und die Königspudeldame. Iras Mutter bleibt eine Karikatur, würde meiner Meinung nach besser in "Jesses Maria" passen. Ich finde sie ein wenig überzeichnet, zu negativ. Aber solche Menschen soll es ja geben. Die Polizei agiert diesmal für meine Begriffe ein wenig zu unauffällig im Hintergrund. Wenigstens eine kleine "klischeehafte" Reiberei zwischen Presse und Kripo hätte ich mir gewünscht.

Aber all das ist "Jammern auf hohem Niveau". Der Krimi ist gut durchkonstruiert, es wird Spannung aufgebaut und gehalten. Bis zum Schluss tappte ich im Dunkeln, wer die Morde begangen haben könnte. Die Lösung ist für mich nur teilweise logisch, weil meiner Meinung nach die Mittel, also die Morde und das damit einhergehende Leid für die Hinterbliebenen in keinem Verhältnis zu einer rein theoretischen Gefahr stehen. (Ich hoffe, ich habe das jetzt spoilerfrei verschlüsselt formuliert) 

Was mich gefühlsmäßig wirklich stört, ist der Widerspruch zwischen realer Welt (Bad Oeynhausen) und fiktiver Handlung, die dieser realen Welt angedichtet wird. Auch wenn im Vorwort des Buches betont wird, dass die Handlung, das Palais im Park und selbst Hof Eskendor frei erfunden sind, bleibt für mich ein schaler Nachgeschmack zurück. Dass die Innenstadt damals evakuiert und zum Sperrgebiet erklärt wurde, ist Wirklichkeit. Der Gedanke drängt sich auf: "Wer weiß, ob da nicht wirklich auch, in einer Villa ... " und damit auch ein leiser Verdacht gegen damals angesehene Bürger. 

Ich vergebe 4 von 5 Sternen und bedanke mich für das wochenendliche Lesevergnügen. Meine Kritik ist sicher auch der eigenen Lernbereitschaft geschuldet. Früher habe ich unkritischer gelesen, heute stoße ich mich wahrscheinlich an Details, die sonst kaum jemand als störend empfindet. Auf jeden Fall freue mich auf weitere Ira-Wittekind-Krimis.

Update Juli 2018 - "Königstöchter" von Carl Berling hat inzwischen einen neuen Verlag (HEYNE) gefunden und damit auch ein neues Cover bekommen. "Königstöchter" gibt es als E-Book für 9,99 €. Das Taschenbuch kostet ebenfalls 9,99 €. Beide Ausgaben gibt es hier:
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