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Mittwoch, 9. Dezember 2015

"Bedingungslos geliebt" von Timothy Keller

Das Gleichnis "Vom verlorenen Sohn" dient dem Autor als Grundlage, über die Liebe Gottes nachzusinnen. Dieses Gleichnis, das ich seit meiner Kindheit kenne, interpretiert Timothy Keller auf eine für mich neue Weise. Es geht hier nicht um einen verlorenen Sohn, sondern um zwei. Im Allgemeinen wird ja der jüngere Bruder, der vom Vater die Auszahlung seines Erbes verlangt, dies im Ausland verprasst und schließlich reumütig nach Hause zurückkehrt, als der verlorene Sohn bezeichnet. Timothy Keller erklärt auf nachvollziehbare Weise, warum auch der auf den ersten Blick rechtschaffene Weg des älteren Bruders falsch ist. Wow! Plötzlich wurde mir Vieles klar. Hatte ich mich doch schon lange in der christlichen Gemeinde nicht mehr wohlgefühlt, mich an "Scheinheiligkeit" und Selbstgerechtigkeit der "älteren Brüder" (und Schwestern) gestört. 

Doch der Autor klagt nicht an, keinen der beiden Brüder. Weder die aus dem neuen Testament, noch die, von denen wir heute umgeben sind und zu denen wir ebenfalls gehören. Ganz im Gegenteil, Timothy Keller zeigt anhand dieses und anderer Gleichnisse, die Jesus erzählte, dass Gottes Liebe wirklich bedingungslos ist. Wir können sie nicht "erkaufen", indem wir uns wohlgefällig wie der ältere Bruder verhalten. Und wir verlieren sie auch nicht, wenn wir wie der jüngere Bruder vom rechten Weg abkommen. Eine tröstliche Vorstellung. Aber der Autor geht noch einen Schritt weiter. Aus dieser bedingungslosen Liebe, die er ausführlich beschreibt, erwächst eine geradezu logische Verpflichtung, sich dieser Liebe würdig zu erweisen, es Jesus nachzutun und ebenfalls bedingungslos zu lieben und Gutes zu tun. Und zwar nicht, damit wir es "irgendwann im himmlischen Paradies" einmal guthaben werden, sondern damit diese Erde ein Ort wird, wie Gott ihn gewollt hat. Was für ein schöner Gedanke, was für eine Aufgabe - welch frohe Botschaft! 

Damit ist es dem Autor tatsächlich gelungen, mein Verständnis von Glauben und Schuld vom Kopf auf die Füße zu stellen. Herzlichen Dank, dass ich dieses Buch lesen durfte. 


Fazit: 5***** und unbedingte Leseempfehlung für alle, die sich fragen, ob Glaube heute noch möglich ist.

Das Softcover-Buch ist im fontis-verlag erschienen, hat 144 Seiten und kostet 12,99 Euro. Das E-Book ist für 10,99 Euro erhältlich. 




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