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Freitag, 20. Oktober 2017

Werkstattgespräch mit Carine Bernard


Heute geht es hier weiter mit der Blogtour zu Carine Bernards neuem Liebeskrimi "App to Date", der am 13. Oktober erschienen ist. Was Ihr vielleicht schon immer aus dem Alltag einer Schriftstellerin wissen wolltet, Carine und ich haben darüber geredet, von Schreibwerkstatt zu Schreibwerkstatt:



Jo: Liebe Carine, magst Du meinen Blog-Lesern kurz verraten, wie Du dazu gekommen bist, Bücher zu schreiben?

Carine: Zum Bücherschreiben bin ich über unser gemeinsames Hobby Geocachen gekommen. Für einen Rätselcache habe ich mir vor einigen Jahren die Figur Molly Preston ausgedacht. Die letzte Rätselgeschichte ist dann immer umfangreicher geworden, so ist am Ende ein Buch daraus entstanden: Der Lavendel-Coup. Ich gab es einem Freund zu lesen, und er meinte, den Deutschen Buchpreis würde ich damit nicht gewinnen, aber er hätte schon viel Schlechteres gelesen, und ich solle es veröffentlichen. Damals hatte ich von Dingen wie Verlagssuche oder Selfpublishing überhaupt keine Ahnung und habe es einfach probiert.
Und dann hatte ich das große Glück, dass dieses Buch über die Plattform Neobooks zum Verlag Droemer-Knaur gekommen ist. 
Ich glaube, dein Weg war ja ähnlich - dein Hundekrimi "Schnüffelnase", für den deine Hündin Rika das Vorbild war, ist ja auch bei Droemer-Knaur erschienen. Wird es davon eigentlich eine Fortsetzung geben?

Jo: Oh ja, der zweite Hundekrimi ist in der Rohfassung bereits fertig. Ich tue mich etwas schwer damit, ihn loszulassen, was wohl auch an der extrem langen Schreibzeit liegt. Durch unsere Baustelle immer wieder unterbrochen, zog sich die Arbeit am Buch gut drei Jahre hin. Soviel kann ich aber schon verraten: Nach diesem zweiten Hundekrimi, in dem Rika, die Mörder jagende Schnüffelnase, in Berlin auf Verbrecherjagd geht, wird es einen dritten Teil geben, der hier im wunderschönen Oberen Donautal spielt - natürlich wieder mit Rika in der Hauptrolle. Von Dir gibt es ja bisher drei Molly-Preston-Krimis. Ist der vierte bereits in Arbeit und in welche schöne Gegend wirst Du uns darin entführen? 

Carine: Der vierte Molly-Preston-Krimi ist sogar schon erschienen, er wurde am 1. Juni veröffentlicht. Er spielt auf Mallorca, eine Gegend, die auch für Geocacher besonders interessant ist. Molly gerät darin zwischen die Fronten zweier rivalisierender Drogenbanden und muss den Tod einer jungen Zigeunerin aufklären. Mollys Freund Charles spielt diesmal eine größere Rolle, das war der Wunsch meiner Leser.
Fürs erste ist jetzt kein neuer Molly-Preston-Krimi in Planung. Das nächste Buch wird ein Regionalkrimi, der in  meiner neuen Heimat Ratingen spielt. Eine Tierärztin, ein Streifenpolizist und ein Schäferhund, der zu nett für einen Polizeihund ist, werden darin die Hauptrollen spielen. Ratingen ist eine wunderhübsche Stadt mit langer Geschichte und vereint durch seine Lage zwischen Ruhrgebiet, Rheinland und Bergischem Land viele kulturelle Elemente. Diese Vielfalt möchte ich in dem neuen Buch zeigen.Wo kommen dir eigentlich die besten Einfälle, zu Hause am Schreibtisch, oder wenn du unterwegs bist?

Jo: Unterwegs, eindeutig. Eine Geschichte beginnt meist wie ein Puzzle. Eine bestimmte Situation, manchmal nur ein Gedanke, bringt mich dazu, den Faden weiterzuspinnen. Dann fügt sich das nächste Puzzleteil ein, und das übernächste … Irgendwann entwickelt die Geschichte ein Eigenleben, sodass ich beim Schreiben oft selbst überrascht bin, wohin die Story führt. Ja, manchmal machen die Figuren, was sie wollen. Oder es taucht - real oder in meinen Gedanken - jemand auf, der unbedingt mit in diese Geschichte will. Das kann zum Beispiel Leonardo da Vinci sein oder ein Obdachloser, dem ich in Toulouse begegnet bin. Und wie ist es bei Dir? Planst Du eine Story von Anfang bis Ende und beginnst dann erst, sie aufzuschreiben, oder lässt Du Dich wie ich gern von Deinen Protagonisten überraschen?

Carine: Ein bisschen planen muss ich schon. Üblicherweise habe ich den Anfang und das Ende einer Geschichte und ein paar Eckdaten dazwischen. Dann entstehen in meiner Fantasie die Figuren, die ich brauche, um diese Idee zum Leben zu erwecken. Über die Hauptfiguren denke ich tatsächlich ziemlich lange nach, bevor ich das erste Wort schreibe. Erst wenn ich sie wirklich gut kenne, lasse ich sie in meinem Kopf interagieren, und dann beginne ich zu schreiben.
Dieser Vorbereitungsprozess dauert manchmal ein halbes Jahr oder länger. Der eigentliche Schreibprozess geht dann relativ schnell, vom ersten Buchstaben bis zur Rohfassung vergehen nur einige Wochen. Du hast ja bisher hauptsächlich Kurzgeschichten veröffentlicht. Wie lange schreibst du an so einer Geschichte? Worin besteht für dich der Hauptunterschied zu einem kompletten Roman?


Jo: Kurzgeschichten entstehen manchmal sehr spontan, dann schreibe ich die Rohfassung durchaus an einem Tag oder Abend nieder. Andere trage ich länger mit mir herum, bewege sie im Geiste hin und her, bevor ich mich hinsetze, um sie aufzuschreiben. Oft sind diese Geschichten Momentaufnahmen oder spielen in einem sehr kurzen Zeitraum. Das Schöne an Kurzgeschichten ist für mich das Ende, das Dich im optimalen Fall nachdenklich zurücklässt. Hier darf der Leser den Faden gern noch ein bisschen weiterspinnen. Ein Roman dagegen erzählt seine Geschichte ausführlicher, benötigt natürlich auch viel längere Schreibzeit. Dabei muss ich darauf achten, das trotzdem alles logisch zueinanderpasst. Ein Roman gibt im Gegensatz zur Kurzgeschichte viel mehr Raum für Figuren und ihre Entwicklung, für Nebenhandlungen und -Schauplätze. Manche Orte sind nur ins Buch gekommen, weil ich sie so beeindruckend fand. Liebe Carine, Deine Bücher spielen teilweise an besonders schönen Orten - in Wien, in der
Provence oder in den Yorkshire Dales. Reist Du gezielt dorthin zur Recherche oder ergibt sich die Buchidee vor Ort, beim Urlaub?


Carine: Das ist unterschiedlich. Beim Lavendel-Coup hatte ich die Idee zur Geschichte schon im Kopf, als ich im Urlaub in der Provence diese alte Kapelle entdeckte, die genau die Kulisse bot, die ich für meine Idee brauchte. Da war es dann naheliegend, die ganze Geschichte in der Provence spielen zu lassen, eine Gegend die wir schon oft im Urlaub bereist haben und die ich sehr liebe. Auch die Yorkshire Dales habe ich im Urlaub kennengelernt und mich in diese Landschaft verliebt. Wien dagegen ist ja meine alte Heimat, und es war mir ein großes Bedürfnis, diese wunderbare Stadt in einem Buch zu verewigen.
Für die Mallorca-Geschichte bin ich tatsächlich extra auf die Insel geflogen. Wir haben Freunde, die in Andratx ein Haus besitzen. Die hatten uns schon länger eingeladen, und so konnte ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: Wir verlebten eine zauberhafte Woche auf Mallorca, und ich gewann genügend Eindrücke, um ein Buch daraus zu machen. Das Haus der Freunde war natürlich auch das Vorbild für das Haus, in dem Molly und Charles im Buch wohnen. 
Du bist ja auch eine "Zugezogene" hier im schönen Donautal. Hast du auch schon einmal die Idee gehabt, deine neue Heimat in einem Buch zu verewigen?


Jo: Der dritte Hundekrimi spielt hier im Oberen Donautal. Die Landschaft finde ich sehr inspirierend, urwüchsig, abenteuerlich und märchenhaft. Da kommen mir ständig neue Geschichten in den Sinn, die ich bisher aufgeschrieben, aber noch nicht veröffentlicht habe. Ich denke, so ähnlich geht es Dir mit Deiner neuen Heimat Ratingen auch, die Dich zu Deinem neuesten Roman angeregt hat, auf den ich schon sehr gespannt bin. Eine Mörder jagende Deutsch Drahthaar Hündin bei mir, ein für einen Polizeihund zu netter Schäferhund bei Dir - ich glaube, unsere vierbeinigen Protagonisten würden sich prima verstehen. Liebe Carine, ich bedanke mich für das interessante Gespräch und wünsche Dir weiterhin viele gute Einfälle, Spaß und Erfolg beim Schreiben und beim Geocachen. 


Carine Bernard - eine sympathische, freundliche Kollegin.
***

Und Ihr, liebe Leser, seid eingeladen, der Blogtour weiter zu folgen. Denkt daran, hier und auf den anderen Blogs fleißig zu kommentieren, denn das erhöht Eure Chancen bei Carines Gewinnspiel, über das ich bereits vorgestern berichtet habe. Vielleicht habt Ihr ja noch Fragen an Carine oder mich, die in unserem Werkstattgespräch nicht beantwortet wurden? Dann her damit und ran an die Gewinnspielpreise! 

Mit der Blogtour geht es heute nachmittag weiter bei Lina:







5 Kommentare:

  1. Eine tolle Vorstellung und sehr viele Informationen.

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  2. ui ist das ganz wundervoll was man so erfahren durfte und danke schön für den heutigen Beitrag :-)

    Mich würde interessieren welches Lieblingsland sie selbst hat und welches ihr Lieblingsbuch oder auch Schriftsteller ist??

    :-)
    VLG jenny

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    1. Liebe Jenny, ich habe Deine Frage an Carine weitergegeben und bin selbst gespannt auf ihre Antwort.
      Liene Grüße
      Jo

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  3. Entschuldige die Verspätung meiner Antwort!
    Mein Lieblings-Urlaubsland ist Frankreich. Da gibt es so viel zu entdecken, dass man gar nicht so viel in Urlaub fahren kann, um alles zu sehen! Als Land zum Leben fühle ich mich dagegen in Deutschland sehr wohl :)
    "Ein" Lieblingsbuch oder "einen" Lieblingschriftsteller habe ich nicht. Ich lese gern humorvolle Fantasy wie von Douglas Adams (Per Anhalter durch die Galaxis) oder David Eddings (Belgarion). Krimis mit dem gewissen Etwas (zB Elizabeth George, Agatha Christie, Sjöwall/Wahlöö) oder einfach gute Geschichten (James A. Michener, Umberto Ecco, Noah Gordon, Arthur Haley, Michael Ende, Tolkien, J.K.Rowling, Dan Brown). Keine Liebesgeschichten, keine Thriller ;)
    Zuletzt habe ich einige Bücher von Martin Suter gelesen und fand den ganz toll!

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    1. Danke für Deine Antwort, liebe Carine/Karin. Interessant, dass wir auch bei den Vorlieben zumindest teilweise ähnlich ticken. Ich mag Frankreich ebenfalls sehr gern und habe vor einiger Zeit die Bücher von Martin Suter für mich entdeckt.

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