„Neues Fleisch – Essen ohne Tierleid – Berichte aus der Zukunft unserer Ernährung.“ Dieser Buchtitel weckte meine Aufmerksamkeit. Was werden wir künftig essen, wenn Massentierhaltung aus den verschiedensten Gründen nicht mehr praktiziert wird? Kann der Mensch fleischlos glücklich sein? Welche Alternativen gibt es zum Schweinefleisch für 2,99 Euro pro Kilogramm? Auf diese und ähnliche Fragen hoffte ich, im Buch eine Antwort zu finden. Autor Hendrik Hassel hat schon im Alter von 23 Jahren gemeinsam mit anderen die Tierrechtsorganisation „Animal Equality Germany e.V.“ gegründet, die er leitet.
Das Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Zum Einen, weil unter „neuem Fleisch“ auf ungefähr 90 Prozent der Seiten tatsächlich Fleisch verstanden wird. „Clean Meat“ ist nicht mehr am Tier gewachsen, sondern im Labor gezüchtet, im wahrsten Sinne des Wortes „schweineteuer“ und noch lange nicht massentauglich. Der Weg zum ersten „gebrauten“ Fleisch wird ausführlich und spannend beschrieben. Aber ist das wirklich die Zukunft? Warum mit viel Aufwand, Energie und Kosten pflanzliche Ausgangsstoffe in tierische umwandeln? Vielleicht zeigt die Zeit uns schon jetzt, wer im Rennen um die beste Alternative zum tierleidtriefenden Billigfleisch als massentauglicher Sieger hervorgeht.
Das Vorwort des Autors ist vom Sommer 2019, und doch sind wir im Herbst desselben Jahres, nur wenige Wochen später, schon viel weiter auf dem Weg zum neuen Fleisch. Dass der „Impossible Burger“ lt. Autor in Deutschland gar nicht vertrieben werden sollte, scheint unwichtig. Haben doch seine fleischlosen Kumpel mit ähnlich klangvollen Namen, nicht nur den Weg in Berliner Szene-Bistros gefunden, sondern wartet mittlerweile in jedem Supermarkt und bei jedem Discounter auf ihre Käufer. Der Absatz boomt, die Nachfrage ist da. Das neue (pflanzliche) Fleisch hat längst die Kühlschränke und Bratpfannen eines Großteils der Deutschen erobert. Ob „Clean Meat“ dies auch eines Tages tun wird oder gar tun muss, um auch die Menschen zu überzeugen, die „schon immer Fleisch gegessen haben und immer essen werden“, bleibt abzuwarten.
Fazit: Interessante Einblicke in den langsamen Wandel der industriellen Fleischproduktion. 4****
Das Buch mit flexiblem Einband ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen, hat 176 Seiten und kostet 18 Euro. Das E-Book ist für 14 Euro erhältlich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen