„Nach Mattias“, das klingt zunächst harmlos. Doch es bedeutet, Mattias lebt nicht mehr. Das Buch des niederländischen Autors Peter Zanthing erzählt über diese Zeit „Nach Mattias“ aus der Sicht unterschiedlicher Personen. Da ist Amber, Mattias‘ Lebensgefährtin. Sie trauert still und am liebsten allein. Wird sie doch in allem, was sie umgibt, an Mattias erinnert. Es tat weh, ihre Gedanken zu lesen, gerade weil sie von so alltäglichen Dingen handelten, wie Mattias‘ Fahrrad. Und weil die ungesagten Worte nun nie mehr ausgesprochen würden.
Weitere Personen haben Mattias sehr gut gekannt, so wie Quentin, sein bester Freund, oder Kristianne, Mattias‘ Großmutter. Andere, wie der blinde Chris, kannten ihn gar nicht. Oder nur virtuell, wie Issam. Und doch hat Mattias ihr Leben beeinflusst.
Die kleinen Geschichten, die alle irgendwie miteinander verwoben sind, lesen sich ganz unaufgeregt. Diese Aneinanderreihung von Alltäglichkeiten macht sie so liebenswert. Es ist wie ein Blick in die großen, unverhangenen und hell erleuchteten Fenster, die so typisch sind für die Niederlande. Wir dürfen einen Teil des Lebens der Menschen beobachten, stumm und selbst ungesehen. In den Kleinigkeiten, die wir erblicken, steckt soviel Liebe und gleichzeitig Trauer. Weil zwischen den Zeilen immer wieder hindurchscheint, dass Mattias kein Teil dieses Lebens mehr ist. Das gibt dem Unbedeutenden plötzlich Bedeutung. Etwa, wenn ich als Leser feststelle, dass Mattias‘ Playlist, die er beim Joggen hörte, mit demselben Titel beginnt, wie meine: „Fake Empire“ von The National. Oder dass seine Großmutter Kristinna den Widerspruch auf ihre Ratschläge von vornherein verhindert mit „das haben sie im Radio so gesagt“. Erst im Laufe der verschiedenen Geschichten erfahren wir, wie Mattias gestorben ist. Die Frage nach dem Warum bleibt offen. Viel wichtiger ist, dass ich am Ende fast glaubte, ihn selbst gekannt zu haben. Einen sensiblen, begeisterungsfähigen, liebevollen Menschen.
„Nach Mattias“ erzählt von trauernden Menschen. Doch es ist keinesfalls ein trauriges Buch. Sondern ein Mut machendes. Das Cover spiegelt die Grundaussage des Buches sehr schön wider. Da sitzt eine Frau im Bikini am Meer. Ganz allein. Und doch spürt man das Leben. Die Sonne auf ihrer Haut, das Spiel der Wellen. Endlichkeit und Unendlichkeit.
Fazit: Ein Buch von der Trauer. Aber nicht traurig. Sondern eine liebevolle Erinnerung daran, was wirklich wichtig ist im Leben. 5*****
Das Buch ist bei Diogenes erschienen. Das Hardcover mit Schutzumschlag hat 240 Seiten und kostet 22 €. (In der Schweiz 30 sFr.) Das E-Book ist für 18,99 € erhältlich.
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