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Dienstag, 9. Februar 2016

"Im fahlen Licht des Mondes" von Kerstin Groeper

Nach vielen Jahren habe ich wieder einmal ein Indianerbuch gelesen. Anders als bei Coopers Lederstrumpf oder den Büchern von Liselotte Welskopf-Henrich, steht hier eine junge Frau im Mittelpunkt des Geschehens. Moekaé ist Cheyenne und erlebt mit ihrer Familie die Vertreibung durch die Weißen Mitte / Ende des 19. Jahrhunderts. Die junge Frau ist zu Beginn der Geschichte gerade mal 17 oder 18 Jahre alt, verheiratet mit Heskovetse, einem Krieger. die Idylle aus Tipis, wärmenden Fellen und genug Vorräten für den Winter wird jäh zerstört durch einen brutalen Überfall weißer Soldaten, die auf alles schießen, was sich bewegt. Es beginnt eine verzweifelte Flucht der Überlebenden durch den beginnenden Winter, frierende, hungernd, immer wieder Tote zurücklassend. 

Es ist so traurig, zu lesen, wie hier ein ganzes Volk vernichtet werden sollte, wie Lebenseinstellungen aufeinander prallen. Die Cheyenne ehrten die Natur, fanden dort alles, was sie zum Leben brauchten, bevor die Weißen kamen und ihre Lebensgrundlage zerstörten. Wie krank das klingt: Die Büffelherden wurden abgeschlachtet, um Platz für Weideland für die gescheckten Kühe zu haben, die das raue Klima gar nicht vertrugen ... Die Indianer selbst wurden von den Soldaten wie Vieh behandelt, in Lagern zusammengepfercht, mit Essenentzug bestraft. 

Mir fielen immer wieder Parallelen zur heutigen Zeit auf, zu den Lagern im Zweiten Weltkrieg und zu den Flüchtlingen, die heute nach Europa kommen. Man kann das Buch nicht einfach lesen und denken 'schlimm, aber zum Glück lange her und vorbei'. Es ist leider nicht vorbei, weil es immer noch Menschen gibt, die andere als minderwertig betrachten. Damals wie heute werden Ängste geschürt, Unwahrheiten verbreitet ...

Zurück zum Buch. Moekaé ist eine kluge Frau. Sie wählt für sich und ihre Kinder einen Weg, der ihnen das Überleben garantiert. Interessant fand ich das Zusammenwachsen und das Lernen der Familien voneinander. Gern hätte ich Moekaés Weg noch weiter verfolgt, die Entwicklung zum Ende des Buches ging ja rasant voran. Alles in allem umfasst die Geschichte aber nur einen Zeitraum von etwa drei bis vier  Jahren. Ich denke, das wurde historisch etwas gerafft, oder passierte das Umdenken bei den Weißen wirklich so schnell? 

Alles in Allem haben mich das Buch und vor allem die Figur Moekaé sehr beeindruckt. Darum bin ich der Meinung, so ein Buch hätte ein besseres Lektorat verdient. Ich bin über recht viele Rechtschreib- und Grammatikfehler gestolpert. Das Cover gefällt mir einerseits sehr gut, weil die Frau schön und stolz und kraftvoll wirkt. Andererseits habe ich von Moekaé ein etwas anderes Bild. Sie ist sehr jung in der Geschichte (17/18 bis 21/22 Jahre) Das Cover zeigt eine reifere Frau, die wohl ungefähr doppelt so alt ist. Vermisst habe ich eine Übersichtskarte. Die Cheyenne legten große Wegstrecken zurück. Es wäre schön, diese nachvollziehen zu können. Ebenso fehlte mir die genaue zeitliche Einordnung. Wenn ich einen historischen Roman lese, möchte ich nicht noch googeln müssen, wann die Ereignisse stattgefunden haben. Dieser kritische Absatz richtet sich eher an den Verlag als an die Autorin und schlägt sich nicht in meiner Sterne-Bewertung nieder.

Fazit: Ein Buch, das man gelesen haben sollte. Als historischen Roman, als Geschichte einer beeindruckend starken Frau, als Erinnerung daran, dass wir Menschen nur in Frieden miteinander leben und glücklich sein können. 5*****

Kerstin Groeper ist eine deutsche Autorin, die eine Zeitlang von Kanada gelebt hat und sich mit dem Leben und der Kultur der Indianer beschäftigt. Sie hat bereits mehrere Bücher geschrieben, in denen Indianer die Hauptfiguren sind. "Der scharlachrote Pfad", "Die Kranichfrau" oder auch "Indianisch für Anfänger". 

"Im fahlen Licht des Mondes" ist im TraumFänger Verlag erschienen. Das Taschenbuch hat 578 Seiten und kostet 16,90 Euro. Eine E-Book-Ausgabe scheint es nicht zu geben. 


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