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Freitag, 7. Oktober 2016

"Die Kunst, Elch-Urin frisch zu halten" von Rochus Hahn

... ich habe das Buch nach knapp der Hälfte der Seiten abgebrochen. Es war ein K(r)ampf, ein verzweifelter Versuch, mich mit der Geschichte anzufreunden. Positiv möchte ich vorwegschicken, der Autor kann schreiben! Rochus Hahn ist kein Unbekannter, das Drehbuch zu "Das Wunder von Bern" stammt von ihm, "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" ebenso. "Die Kunst, Elchurin frisch zu halten", liest sich streckenweise so, dass man fast glaubt, in einem Film zu sein. Kopfkino vom Feinsten, zum Beispiel bei der Beschreibung von Bullwinkels "Arschklöppeln", seiner Bude, oder der Bibliothekarin. ABER: Der Autor, Jahrgang um 1962, versucht ständig, cool, witzig, angesagt und abgefahren daher zu kommen, so wie er glaubt, dass junge Männer drauf sind, die nicht einmal halb so alt sind wie er. Stellenweise gelingt das sogar, die oben genannten Szenen und Beschreibungen haben mich sehr amüsiert. Im Großen und Ganzen ist die Story aber schon von der Idee her komplett daneben. Ganz ehrlich - welcher halbwegs intelligente, durchschnittlich aussehende 25-jährige junge Mann in Frankfurt am Main, sollte nicht in der Lage sein, ein Mädel ins Bett zu kriegen? Verzweifelte Vertreter beiderlei Geschlechts, denen das "f.ck mich" quasi auf die Stirn geschrieben steht, laufen in jeder Disco rum. Und statt 4.000 Euro auf eine Stute zu sparen oder 1.800 für einen Finnlandtrip auszugeben, kann man davon die nette Nachbarin von gegenüber, die freundliche Bäckereifachverkäuferinazubine oder die schüchterne Kollegin mal eben zum Essen einladen, hinterher in eine angesagte Bar ausführen und gucken, was sich daraus ergibt. Nee, diese Verzweiflung und die daraus resultierenden kruden Ideen nehme ich den beiden Hauptfiguren Tim und Bullwinkel nicht ab. 


Kurz gefasst haben die beiden 25-jährigen Jungfrauen durch ein wenig Prahlerei ein Date mit zwei angeblichen Stewardessen ausgemacht. Termin in 14 Tagen und sie wollen eine super Droge mitbringen, denn darauf stehen die beiden Mädels. Nach umfangreicher Recherche kommen sie auf den Urin von Elchen, die vorher psychogene Pilze gefressen haben. Dafür fliegen die beiden Jungmänner mal eben nach Finnland, um dort 1. einen Elch zu finden, 2. diese Pilze zu finden, 3. den Elch damit zu füttern, 4. ihm den Urin irgendwie abzuzapfen und 5. den »Elch-Nektar« frisch zum Date nach Frankfurt mitzubringen. So zumindest der Plan. Komplizierter geht's nicht, oder? 

Dabei wechseln die Beiden in ihrer Gemütslage immer wieder von hochmotiviert zu abgrundtief verzweifelt, bauen sich wiederholt gegenseitig auf und würzen das Ganze mit der ach so authentischen Jugendsprache. Als die Zoophilie das erste Mal von Bullwinkel angesprochen wurde, schüttelte es mich bereits. Bei Astrids Versuch, das Ganze als weniger schlimm zu rechtfertigen, als mit dem Fallschirm von Hochhäusern zu springen oder an der Börse Milliarden zu verzocken, drehte sich mir der Magen um. Alles klar, der Mini-Hengst und der Dobermann wollen ihre Frauchen f.cken, immerhin locken die mit lecker Erdnussbutter an der Mumu. 

Es gibt für mich Grenzen, und hier waren sie erreicht. Nicht witzig, Herr Hahn, denn ich bevorzuge eine andere Art von Humor. 

Fazit: 1* und lasst es lieber. 

Das Taschenbuch ist im Goldmannverlag erschienen, hat 448 Seiten und kostet 9,99 €. Das E-Book ist einen Euro billiger. 




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