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Mittwoch, 5. Oktober 2016

"Phänomen Nahtod" von Walter Meili

Dieses Buch interessierte mich vor allem deshalb, weil es sich der wohl mystischsten Frage unseres Lebens zu nähern versucht: Was kommt nach dem Tod? Wie genau sieht DAS aus, was uns dann erwartet? Der Schweizer Autor Walter Meili geht an das Thema Nahtoderfahrungen aus der Sicht des Psychiaters heran, denn das ist sein Beruf. Zunächst analysierte er die bekanntesten dokumentierten Nahtoderfahrungen (NTE) wie zum Beispiel die von George Ritchie, Howard Storm, Betty Eadie oder des damals vierjährigen Colton Burpo. Meili suchte nach Gemeinsamkeiten, und schloss Schritt für Schritt andere, theoretisch mögliche Ursachen aus. Natürlich lassen sich NTE nicht im klassischen Sinne beweisen. Aber Georg Ritchie erinnerte sich bis ins Detail an einen Ort, an dem er vorher nie gewesen war. Colton Burpo beschrieb lange vor seiner Geburt verstorbene Verwandte, denen er während seiner NTE begegnet war. Viele Berichte beschreiben den Himmel, auch die "Lichtwesen", die sie dort erwarteten. Nicht immer war es Jesus, aber fast immer ging ein Gefühl von unendlicher, bedingungsloser Liebe von ihnen aus. Das ist für mich, im Gegensatz zu anderen Rezensenten, das Tröstende, Faszinierende an diesem Buch. Es gibt keinen richtigen und keinen falschen Gott. Du musst nicht an Jesus glauben, um ihm zu begegnen. All die Angst, die uns teilweise schon als Kindern durch Auslegung der Bibel eingejagt wurde (wer nicht getauft ist, kommt in die Hölle), ist unbegründet. Die Liebe, die uns nach dem Tod erwartet, ist so groß, dass sie uns auch dann noch anzunehmen bereit ist, egal, was wir in unserem Leben getan oder unterlassen haben. Auch wieder im Gegensatz zu anderen Rezensenten sehe ich Walter Meili diese tröstenden Aussagen durchaus mit Bibelzitaten belegen. Letztendlich hat der Autor selbst durch seine Studien des Phänomens Nahtod zum Glauben gefunden. Dabei handelt es sich um einen Glauben, der keine Angst einjagt, der nicht mit der ewigen Verdammnis droht, sondern der uns in all unserer Fehlbarkeit annimmt. Die Welt könnte voller Liebe sein, wenn wir begreifen würden, dass nicht nur ICH mit all meinen Schwächen bedingungslos geliebt werde, sondern auch ALLE meine Mitmenschen. Müsste ich dann nicht in jedem Einzelnen von ihnen auch Liebenswertes entdecken können? Kann ich jemanden hassen, der von Gott genauso geliebt wird, wie ich? Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst, bekommt eine neue, greifbare Bedeutung. Das ist für mich die zentrale Aussage dieses Buches und ich kann nachvollziehen, dass der Autor darüber zum Glauben gefunden hat. 

Vermisst habe ich in dem Buch NTE-Berichte völlig anderer Kulturen. Was ist z.B. mit den Aborigines, den Menschen auf Papua-Neuguinea oder im Senegal? Trotz seiner um Wissenschaftlichkeit bemühten Herangehensweise bleiben die NTE-Berichte, auf die der Autor sich bezieht, fast ausschließlich auf den westlichen Kulturkreis beschränkt. Das ist schade, denn gerade die Erfahrungen der Menschen, die völlig unbeeinflusst von unseren Glaubenssätzen leben, wäre interessant. 

Und man muss sich auf das Buch einlassen. Wer als großer Skeptiker ans Lesen geht, konkrete Beweise erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Natürlich können wir nur glauben, was Georg Ritchie, Howard  Storm und die Anderen berichten. Auch mich beschlich kurzzeitig der Gedanke, ob jemand vielleicht Dinge (dazu-)erfunden haben könnte, um die Geschichten besser zu verkaufen. Was uns wirklich nach dem Tod erwartet, werden wir nur selbst herausfinden können, wenn es soweit ist. 

Alles in allem halte ich das Buch für sehr lesenswert. Die NTE-Berichte haben etwas Tröstendes und wir können daraus viel für unser Leben im Diesseits mitnehmen. 

Fazit: 4**** und der Wunsch, dass möglichst viele Menschen dieses Buch lesen mögen.

Das Taschenbuch aus dem SCM-Verlag (Stiftung Christliche Medien) hat 272 Seiten und kostet 15,95 €. Das E-Book ist für 11,99 € erhältlich. 





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