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Freitag, 26. Februar 2016

"Indianisch für Anfänger" von Kerstin Groeper

Dieses Buch bekam ich zeitgleich mit "Im fahlen Licht des Mondes" von der selben Autorin. Ich las zuerst das andere Buch, den historischen Roman, und war begeistert. Danach hatte ich hohe Erwartungen an "Indianisch für Anfänger", die leider nicht erfüllt wurden.

Die Schauplätze beider Bücher liegen örtlich dicht beieinander, die Ranch am See taucht sogar in beiden Storys auf. 150 Jahre nach Moekaé ist nun Kaja die Heldin der Geschichte. Beide Frauen sind im selben Alter und doch sehr unterschiedlich. Kaja ist für mich einfach nicht glaubwürdig. Sie ist 21, hat in München ihr Fachabitur gemacht und fliegt für ein Jahr in die USA, ohne vorher den Ort und die Gegend, wo sie als Au-Pair hinkommt, wenigstens mal zu googeln? Huch, ein Indianerreservat, eine einsame Farm, kein Kaufhaus oder Kino in der Nähe. Google Maps hat ihr wohl noch nie jemand gezeigt? Dafür hat Kaja sofort alles bestens im Griff. Sie vertritt die im Koma liegende Gastmutter mit Bravour. Der Dreijährige, den Kaja betreut, ist immer brav, sie wuppt den Haushalt ganz allein, lernt spielend leicht Lakota, reitet und hat immer noch Langeweile. Ich möchte nicht zuviel von der Handlung erwarten, aber auch zum Ende hin ging mir das Alles viel zu glatt. Die Probleme, die auftauchen, bewältigt Kaja mit links und bleibt das gewohnte Supergirl. Was will die Autorin mit diesem "Märchen" erreichen?
Einziger, aber sehr nerviger Fehler der Helden-Kaja: Sie findet sich selbst unheimlich toll und lässt das immer wieder raushängen. Gibt zickige Antworten, mokiert sich über die ärmlichen Behausungen und Autos der Indianer und zieht über alle her, die nicht so schlank und schön sind wie sie.

Die Sprache passt zum Genre Jugendbuch - hier bewundere ich ehrlich die Wandlungsfähigkeit von Kerstin Groeper. Wobei man meiner Meinung nach trotzdem korrekte Begriffe verwenden sollte, Kaja war nicht Au-Pair in Amerika, sondern in den USA. Der Lektor ist derselbe, der beim anderen Buch angeblich ganz neu war und daher schuld an den vielen Fehlern. Da hat er wohl beide Bücher zeitgleich lektoriert? Viel zu viele Sätze beginnen mit "Dann ..." so dass stellenweise der Eindruck entsteht, einen Schulaufsatz zu lesen. Natürlich kann das beim Schreiben passieren, aber hinterher müsste es doch jemand merken! (Siehe bspw. S. 164) An anderen Stellen fehlen Worte oder die Sätze sind so verdreht, dass vermutlich aus zweien einer gemacht wurde, ohne noch einmal drüberzulesen. 

Von Jaden, dem Dreijährigen, wird im Verlauf der Geschichte plötzlich immer häufiger als "das Kind" gesprochen, was total unpersönlich und ablehnend klingt. Kaja müsste doch im Gegenteil zu ihm mit der Zeit eine emotionale Beziehung aufgebaut haben? Wobei Emotionen sowieso nicht Kajas Stärke sind. Außer bei dem Gespräch im Supermarkt, als sie nicht einmal richtig hinhört. Das, was sie zu hören glaubt, hat die Cousine nämlich gar nicht gesagt! Sie sprach von ihren Brüdern. 

Die Geschichte hat aus meiner Sicht viel verschenktes Potential. Sicher erfahren wir einiges über das Leben der Indianer in der Gegenwart und ihr Bemühen, Sprache und Bräuche zu erhalten bzw. wiederzubeleben. Die Hintergründe aber bleiben offen. Warum z.B. die Indianer immer noch in Reservationen leben, dort eigene Regeln (Alkoholverbot) gelten, es kaum Jobs gibt usw. 

Das Buch sollte unbedingt als Jugendbuch gekennzeichnet werden, damit der Fan historischer Romane von Kerstin Groeper nicht enttäuscht ist. Diese Geschichte klingt eher wie der Reisebericht eines Au-Pairs, ist mir selbst für einen Jugendroman einfach nicht emotional und tief genug. Ich werde gern weitere Bücher von Kerstin Groeper lesen, allerdings aus der historischen Ecke. 


Fazit: 2** 

Das Taschenbuch ist im Traumfänger Verlag erschienen, hat 328 Seiten und kostete 9,90 Euro. Ein E-Book gibt es nicht. 


1 Kommentar:

  1. Sehr unprofessionelle Reaktion des Traumfänger Verlags auf meine Rezension. Kurz zusammengefasst:
    - 50 jährige Omis sollen lieber etwas andres lesen
    - Rezensenten nerven einfach nur, weil sie kritisch sind
    - die Autorin möchte nicht, dass ich weitere Bücher von ihr lese!!!
    Wer die "Korrespondenz" im Detail lesen möchte, findet sie unter meiner Rezension bei Lovelybooks:
    http://www.lovelybooks.de/autor/Kerstin-Groeper/Indianisch-für-Anfänger-1180169855-w/rezension/1225702763/

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