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Donnerstag, 25. August 2016

"Mein ungebügeltes Leben" von Conny Schramm

Conny Schramm wächst in einem christlichen Elternhaus in der DDR auf. Bereits im Kindergarten wird ihr auf "spielerische" Weise die sozialistische Ideologie vermittelt. Konflikte sind vorprogrammiert, denn wie soll ein Kind verstehen, was richtig und was falsch ist, wenn in der Schule und in der christlichen Gemeinde bzw. Familie unterschiedliche Werte vermittelt werden? Auch die erste große Liebe der Autorin wird auf eine harte Probe gestellt, weil Conny und Henry zu wichtigen Fragen unterschiedliche Auffassungen haben. Da geht es sowohl um den Glauben, als auch um Republikflucht. 

Manches, was damals in der DDR ganz normal war, wirkt aus heutiger Sicht befremdlich.  Altstoffe sammeln, spenden für die Freilassung von Angela Davis, die Gebote der Jungpioniere, Jugendweihe, Zivilverteidigungslager ... das alles sind Stationen einer Kindheit und Jugend in der DDR, die auch mir noch deutlich in Erinnerung sind. Wie die Autorin hatte auch ich als heranwachsende Christin in diesem sozialistischen Staat Probleme damit, die unterschiedlichen Anschauungen unter einen Hut zu bekommen. Und auch Lehrer, die christliche Schüler drangsalierten oder benachteiligten, sind mir wohlbekannt. Das Buch hat beim Lesen immer wieder Erinnerungen an Situationen und Ereignisse geweckt, die ich sehr ähnlich wie Conny Schramm erlebt habe. Schön fand ich, dass die Autorin später einen dieser Lehrer wieder traf und es zu einer Aussöhnung kam. Die Wende hat wohl jeder von uns auf eigene, mehr oder weniger dramatische Weise erlebt. Man hatte damals und auch heute, rückblickend, das Gefühl, als hätten sich die Ereignisse förmlich überschlagen. So auch bei Conny, wo die große Weltpolitik und die Krankheit des Vaters gleichzeitig einen Höhepunkt erreichen. Das Buch endet mit der Beschreibung, wie die Autorin den "Begrüßunghunni" verwendet hat. Eine originelle Idee, die mir sehr gefallen hat. 

Die Geschichte wird in mehreren Kapiteln erzählt und umfasst die Zeit von der Geburt der Autorin im Jahr 1966 bis kurz nach dem Mauerfall 1989. Die Sprache ist relativ einfach, ähnlich wie in einem Tagebuch, und gut zu lesen. Einen direkten Bezug des Titels "Mein ungebügeltes Leben" zum Buch gibt es nicht. 

Das Buch ist zu empfehlen für alle Leser, die wissen wollen, wie es sich anfühlte, als Christ in der DDR aufzuwachsen. Und für alle, die Ähnliches erlebt haben, eine Lektüre, bei der sie des Öfteren von eigenen Erinnerungen eingeholt werden- 


Fazit: 4****

Das Büchlein ist im Brunnen Verlag erschienen, hat 112 Seiten und kostet 7,99 Euro. 


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